Zukunft Personal: Besser ausbilden
Mannheim, Juli 2008 - Schlagzeilen machen aktuell die positiven Zahlen auf dem Lehrstellenmarkt. Doch auf einem anderen Blatt steht die Frage, ob das deutsche Ausbildungssystem den derzeitigen Entwicklungen überhaupt gewachsen ist. Während die Qualifikation der angehenden Auszubildenden sinkt, formieren Unternehmen die betriebliche Ausbildung neu. Welche Veränderungen dabei eine Rolle spielen und was das für die Anforderung an das betriebliche Bildungspersonal bedeutet, ist auf der Zukunft Personal am 10. September 2008, um 10.15 Uhr, in der Podiumsdiskussion "Professionalisierung des betrieblichen Bildungspersonals" Thema.
Moderiert von Anna Maurus, Geschäftsführerin der GAB München - Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung GbR, debattieren Dr. Ulrich Blötz, Abteilungsleiter des Bundesinstituts für Berufsbildung BIBB, Prof. Dr. Michael Brater, Gesellschafter der GAB München und Manfred Thieme, Vorstandsmitglied des Deutschen Ausbilderverbandes.
Professionelle Ausbilder werden zur Mangelware: Die Anzahl der berufspädagogischen Studenten geht zurück und der berufspädagogisch qualifizierte Nachwuchs an beruflichen Schulen scheint nicht mehr gesichert. Dem steht den Erfahrungen vieler Unternehmen zufolge eine geringere Qualifikation der Auszubildenden gegenüber.
"Die Klage über die schlechte Vorbildung ist chronisch", sagt Prof. Dr. Michael Brater. Hinzu komme, dass die Gruppen der Auszubildenden heterogener geworden seien - vor allem in Bezug auf den kulturellen Hintergrund. Diese Entwicklung spiele sich in einer Arbeitswelt ab, in der der Kosten- und Zeitdruck wächst und die nebenamtlichen Ausbilder folglich immer weniger Zeit für die Anliegen der Auszubildenden haben. "Da öffnet sich eine Schere, die zu Recht Bedenken weckt", meint Brater.
Vor diesem Hintergrund sind in den vergangenen Jahren mehrere Initiativen entstanden, die eine berufspädagogische Professionalisierung des betrieblichen Bildungspersonals anstreben. Doch welcher Qualifizierungsbedarf besteht in den Unternehmen tatsächlich? Das war die Ausgangsfrage einer Studie, die das GAB München gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung durchführte.
"Für uns war sehr bedeutsam, dass sich die überbetriebliche Bildungsdienstleistung in allen Branchen stark entwickelt", kommentiert Dr. Ulrich Blötz vom BIBB die Untersuchung.
Unternehmen reduzierten tradierte Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen. Demzufolge sind nunmehr vor allem Nebenberufler und externe Dienstleister für die Ausbildung zuständig. Die entscheidende Änderung ist jedoch gemäß der Befragung, dass Ausbildung nun stärker als pädagogische Aufgabe gesehen wird. "Das war vor zehn Jahren nicht so und bedeutet einen riesigen Schritt nach vorne", so Prof. Dr. Brater.
In der Podiumsdiskussion auf der Zukunft Personal stellen die Teilnehmer die Studie erstmals vor. Aufbauend darauf nähern sie sich den folgenden Fragen: Welchen Unterstützungsbedarf haben die Betriebe? Und wie können die Ausbilder am besten die dringend benötigten pädagogischen und methodischen Kompetenzen erlangen? Außerdem wird es darum gehen, was die Ausbilder brauchen, wie sie mit den bestehenden Rahmenbedingungen zurechtkommen und wie ihre Entwicklungsperspektiven aussehen.
Eine wichtige Rolle könnte dabei auch der Staat spielen, denn derzeit entsteht eine Bundesverordnung, die vorgeben soll, inwiefern die Ausbildung staatlich geregelt wird. Gesetzliche Vorgaben für die betriebliche Ausbildungspraxis dürften jedoch vor allem bei größeren Unternehmen auf Widerstand stoßen.
Workshop von HRM.de:
Lernbegleitung als neue Aufgabe des Bildungspersonals
Wer sich über seine eigenen Erfahrungen mit dem Rollenwandel in der Ausbildung austauschen möchte, hat dazu in einem Workshop von HRM.de Gelegenheit. Angela Dufter-Weis, von der GAB München moderiert am 10. September, von 13.00 bis 15.00 Uhr die Runde der Fachbesucher, die mehr über den Paradigmenwechsel vom Lehrenden zum Lernbegleiter erfahren möchten.
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