Lernpraxis zwischen Seminar und Web 2.0 - Wie lernen Manager?
Karlsruhe/Wiesbaden, Januar 2009 - Next Generation Leadership ist eines der Top-Themen der LEARNTEC 2009. Die halbtägige Sektion am Dienstag, den 3. Februar, führt Dr. Jochen Robes mit einem Überblick zur Frage, wie Manager lernen, ein. Einen besonderen Stellenwert hat dabei die Frage, welches Rollenverständnis Führungskräfte zukünftig leben und welche Bedeutung neue Technologien dabei einnehmen.
Twitternde Manager?
Harvard-Professor Andrew McAfee, dem wir das Stichwort "enterprise 2.0" verdanken, hat im Juni letzten Jahres damit begonnen. Barack Obama hat es bis zum 5. November, dem Tag nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl, aktiv genutzt, um seine Botschaften zu verbreiten. Und Frank Roebers, Vorstandssprecher der Synaxon AG, einem mittelständischen IT-Dienstleister, fragte sich kurz vor Weihnachten: "So jetzt bin ich mal gespannt, ob ich das durchhalte hier immer meine Statusmeldungen reinzuhauen." Er hat bis heute durchgehalten. Die Rede ist von Twitter, jenem Web 2.0-Tool, das derzeit die Schlagzeilen bestimmt.
Twitter ist ein Microblogging-Dienst, der 2006 entstanden ist. Microblogging, weil dem Nutzer genau 140 Zeichen für seine Nachrichten zur Verfügung stehen. Diese Nachrichten werden auch "Tweets" (engl. "to tweet", deutsch "zwitschern") genannt. Nutzer können nicht nur eigene Tweets verfassen, sondern auch die Tweets anderer Nutzer abonnieren und diesen folgen. So entsteht ein fortwährender Strom von Nachrichten und damit ein Netzwerk aus Twitter-Nutzern. Diese Community wächst rasant: irgendwo zwischen drei und fünf Millionen soll derzeit die Zahl der Nutzer liegen.
In der Kongress-Sektion "Next Generation Leadership" steht aber nicht Twitter auf der Tagesordnung, sondern die Frage, wie Manager lernen. Diese Frage ist nicht nur von Interesse, weil gerade die Kompetenzen von Führungskräften immer wieder auf dem Prüfstand stehen. Führungskräften wird darüber hinaus eine Schlüsselrolle zugesprochen, wenn es um die Entwicklung ihrer Mitarbeiter geht.
Wie sie diese Schlüsselrolle ausfüllen, hängt nun unmittelbar mit ihrer eigenen Vorstellung von Lernen und ihrer Lernpraxis ab. Kurz gesagt: Wenn Manager von eLearning und Web 2.0 profitieren und den Nutzen dieser Technologien erkennen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu Unterstützern und Promotoren dieser Lernformen werden.
Seminare ja, Weblogs noch nicht
Regelmäßig werden Führungskräfte befragt, welche Lernformen sie am höchsten einschätzen. Zuletzt hat das Swiss Centre for Innovations in Learning (scil) in St. Gallen mit über 200 Führungskräften aus dem deutschsprachigen Raum eine Online-Befragung durchgeführt. Bei der Frage "Durch welche Maßnahmen lernen Sie als Führungskraft in Ihrem Unternehmen am besten?" entfielen auf das klassische Seminar die meisten Nennungen.
Mit großem Abstand folgen "Projekte", "Erfahrungsaustausch mit anderen" und "Praxis". Neue Medien wie Weblogs, Podcasts oder Wikis sind in dieser Zielgruppe dagegen noch kaum verbreitet.
Das deckt sich weitgehend mit den Ergebnissen einer Umfrage, die 2007 von der DIE Akademie für Führungskräfte durchgeführt wurde. Auch hier bekam das Präsenztraining die meisten Stimmen, als die Teilnehmer nach Lernformen gefragt wurden, die sie in den vergangenen 24 Monaten wahrgenommen haben.
Von Wikis oder Weblogs hatten die meisten Führungskräfte noch nichts gehört und nur eine Minderheit nutzt sie regelmäßig. In der genannten Umfrage waren es gerade einmal 3,6 Prozent der Befragten. Noch scheinen Andrew McAfee, Barack Obama und Frank Roebers also Einzelfälle zu sein.
Vom Lernen 1.0 zum Manager 2.0
Wie lässt sich der Bogen vom Seminar zu Twitter schlagen? Manager, die wie Synaxon-Vorstand Frank Roebers die neuen Informations- und Bildungstechnologien aktiv nutzen, werben für eine neue Unternehmenskultur und die Arbeit in offenen Netzwerken. Sie fordern Mitarbeiter auf, aktiv an Entscheidungsprozessen mitzuwirken. Transparenz und Vertrauen, das wird in Interviews immer wieder betont, sind das entscheidende Fundament der Beziehung zu ihren Mitarbeitern.
Mit Blick auf die tragende Rolle der neuen Technologien in diesem Wandel der Organisation wird auch von "Management 2.0" gesprochen. Hier sind informelles, arbeitsplatznahes Lernen und offener Erfahrungsaustausch fest in den täglichen Prozessen und Routinen verankert. Die Herausforderung des Personalmanagements wird darin bestehen, klassische Bildungsangebote wie das Seminar in diese Strukturen zu integrieren.
Die Sektion Business 1 zum Thema "Next Generation Leadership: Wie lernen Führungskräfte?" findet am Dienstag, den 3. Februar 2009, von 14.30 Uhr bis 17 Uhr statt. Dr. Jochen Robes leitet die Sektion zusammen mit der wissenschaftlichen Leiterin der LEARNTEC Prof. Dr. Sabine Seufert, Universität St. Gallen.
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