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Per eTwinning durch Europa

Bonn, September 2005 - (von Anja Janus) Wie sieht das Schulleben in Zypern, Finnland oder Litauen aus? Das können Schüler und Lehrer durch so genannte Schulpartnerschaften im Netz erfahren. eTwinning heißt das EU-Programm für elektronische Schulpartnerschaften, das seit Januar 2005 läuft. Die erste europaweite Evaluierungskonferenz hat im Juni stattgefunden. In Kürze wird ein Wettbewerb ausgeschrieben.



Zwei Ziele verfolgt die EU mit eTwinning: Sie möchte den interkulturellen Austausch und den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) an Schulen fördern. 423 Partnerschaften haben sich bisher registriert, allein 46 in Deutschland.


An dem Programm nehmen neben den EU-Mitgliedern noch Norwegen und Island teil. Jedes Land hat eine nationale Koordinierungsstelle eingerichtet, an die sich die Schulen wenden können und die aus dem EU-Budget mitfinanziert werden. Die Schulen selbst erhalten keine direkten Finanzmittel. "eTwinning soll ein niedrigschwelliges Angebot sein, das heißt ohne bürokratischen Aufwand und langwierige Antragsverfahren für die Schulen," erläutert Ellen Kammertöns, die das Projekt bei Schulen ans Netz e.V. betreut.

TwinSpace als virtueller Arbeitsraum


In Deutschland hat der vom Bundesministerium für Bildung unterstützte Verein Schulen ans Netz e.V. die Koordination der Schulpartnerschaften übernommen. Auf dem Portal eTwinning.net können sich Schulen informieren, registrieren und alle Formalitäten erledigen.

Der TwinFinder hilft dabei, eine Partnerschule zu finden. Ein Leitfaden führt die Schule durch den Prozess der Partnerschaftsbildung. Jeder Antrag wird binnen einer Woche, so wird es versprochen, geprüft. Nach Annahme des Antrags wird der Schule ein Gütesiegel verliehen.

Demnächst wird auf der Plattform der TwinSpace eingerichtet, ein privater virtueller Arbeitsraum für die Schulen zur Durchführung ihrer Aktivitäten. Virtuelle Klassenräume, Chats und eMail-Konten können die Schulen schon jetzt über lo-net, der Schulplattform von Schulen ans Netz, nutzen.


Die Inselschule Wangerooge war die erste eTwinning-Schule in Deutschland, aber kein Newcomer auf dem Gebiet. Seit zwei Jahren hat die Gesamtschule eine Partnerschaft mit einer französischen Schule in Montauban. Mindestens einmal pro Woche chatten die beiden neunten Klassen miteinander. "Man muss den Stundenplan mit der anderen Schule vorher gut absprechen, damit man diese gemeinsame Stunde auch hat," so die Französischlehrerin Karin Kaluschke. Gerade hat die Klasse eine waschechte Nachrichtensendung für die französischen Schüler gedreht, die ins Netz gestellt werden soll. Vokabeln werden gleich miterklärt. Natürlich müssen die Lehrer auch viel vorbereiten, sich mit der anderen Schule abstimmen und. den Kontakt zu den Partnern in Frankreich pflegen. Doch es lohnt sich. "Das Interesse der Schüler ist groß, weil es was anderes ist," so Kaluschke.

Mehr didaktische Hilfen für Lehrer


Um die Lehrer mit den Anforderungen, die eine Schulpartnerschaft mit sich bringt, nicht allein zu lassen, bietet Schulen ans Netz Fortbildungen an. Die erste Phase der Fortbildungen ist gerade abgeschlossen. Die zweite beginnt voraussichtlich im Oktober 2005 - "diesmal mit dem Fokus auf didaktischer Hilfe", so Kammertöns.


Der EU-Workshop der Koordinatoren im Juni 2005 hatte gezeigt: Lehrer wünschen sich bessere persönliche Unterstützung, didaktische Hilfen und aufbereitete Unterrichtsbeispiele.


Auf der Evaluierungskonferenz im Juni wurde darüber hinaus beschlossen, eTwinning mit einem Wettbewerb anzukurbeln. Besonders anspruchsvolle oder gelungene Schulpartnerschaften sollen mit dem Europäischen eTwinning-Preis ausgezeichnet werden. Die ersten Preise werden auf der nächsten Konferenz, die vom 13. bis 15. Januar 2006 in Linz stattfindet, vergeben. Parallel dazu lobt Schulen ans Netz einen deutschen eTwinning-Preis aus.