Wie stark nutzten Betriebe Kurzarbeit für Weiterbildungen?
Nürnberg, August 2021 - Vor etwa einem Jahr hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) begonnen, regelmäßig über 1.500 Unternehmen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu befragen. Einen Schwerpunkt der Befragung bildete das Thema Weiterbildung. Wie das IAB nun erklärt, gaben etwa die Hälfte aller 1.759 befragten Betriebe an, seit Beginn der Pandemie Weiterbildungen für ihre Beschäftigten geplant oder gefördert zu haben. Zwar mussten 59 Prozent der Betriebe die Weiterbildungen in Präsenz aufgrund der Kontaktbeschränkungen wieder absagen. Viele Unternehmen hätten jedoch im eLearning eine adäquate Alternative gefunden.
Nach den Ergebnissen der fünften Welle der BeCovid-Studie hatten gut die Hälfte aller befragten 1.759 Betriebe seit Beginn der Pandemie Weiterbildungen geplant oder gefördert, indem sie Beschäftigte freistellten und/oder Kosten für Weiterbildung zumindest teilweise übernahmen.
Allerdings mussten 59 Prozent der Betriebe diese Weiterbildungskurse wieder absagen. Grund hierfür waren hauptsächlich die geltenden Kontaktbeschränkungen. Tatsächlich wurde Weiterbildung in einem Drittel der Betriebe durchgeführt, so Ute Leber. Als Alternative zu Präsenzangeboten setzten viele Betriebe auf eLearning – 35 Prozent davon erstmals.
Wenige Weiterbildungen während Kurzarbeit
Allerdings hat nur jeder zehnte Betrieb die Zeiten des Arbeitsausfalls durch Kurzarbeit für Weiterbildungen genutzt, wie IAB-Forscherin Julia Lang aufzeigte. Betriebe mit über 250 Beschäftigten förderten Weiterbildungen dabei wesentlich häufiger als kleinere Betriebe. Unterschiede werden auch mit Blick auf die Branchen deutlich. Besonders aktiv in Sachen Weiterbildung waren Betriebe im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen, Betriebe im Bereich der sonstigen Dienstleistungen, wozu beispielsweise das Versicherungs- und Finanzwesen gehört, sowie Betriebe in der Informations- und Kommunikationsbranche.
Als wichtigste Gründe für den Verzicht auf Weiterbildungen nannten die Betriebe, dass der Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit im vollen Umfang nicht absehbar sei (81 %), Weiterbildungen nicht zum an die Pandemie angepassten Arbeitsplan passten (63 %), die geschäftliche Zukunft unsicher (50 %) und das Thema Weiterbildung aktuell nachrangig sei (39 %).
Unternehmen nutzen Fördermöglichkeiten nicht
Dass Weiterbildungen in Zeiten von Kurzarbeit eher wenig genutzt werden, liegt möglicherweise auch daran, dass vielen Betrieben entsprechende Fördermöglichkeiten nicht bekannt sind. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit ging die geförderte Weiterbildung Beschäftigter, bei der die Kosten für Lehrgänge von der BA übernommen werden, während der Covid-19-Pandemie zurück. Diese Förderung wird im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes gewährt.
Bei der fünften Welle der BeCovid-Befragung im Oktober/November 2020 gaben jedoch nur 32 Prozent der befragten Betriebe an, dass ihnen diese Fördermöglichkeit bekannt sei. Von diesen Betrieben hatten wiederum lediglich 32 Prozent die Förderung in Anspruch genommen – davon 16 Prozent seit Beginn der Covid-19-Krise.
Warum aber haben 68 Prozent der befragten Betriebe, denen die Förderung bekannt war, dennoch keinen Gebrauch davon gemacht? 52 Prozent gaben an, dass es keine passenden Weiterbildungsangebote gebe. 37 Prozent hielten den Antragsaufwand für zu groß, 34 Prozent lehnten eine Förderung durch die Bundesagentur für Arbeit ab. 30 Prozent der Betriebe verwiesen auf mangelndes Interesse ihrer Beschäftigten und 27 Prozent war die Mindestdauer der geförderten Maßnahme zu lang.