Grenzüberschreitende Kooperation für technische Inhalte
Konstanz, Oktober 2012 - Was muss man alles tun, um eLearning-Lösungen für das KFZ-Handwerk zu entwickeln? Die Dr.-Ing. Paul Christiani GmbH & Co. KG als Anbieter für technische Schulungsinhalte hat seit 18 Monaten eine Plattform installiert: Sie enthält zwölf Module, die zum Teil Basiswissen wie Motorsteuerungssysteme oder Fahrzeugbeleuchtung vermitteln, aber auch sehr spezielle Themen - etwa Hybrid-Technologie. Für Produktmanager Gilbert Werner ist eLearning im Bereich Fahrzeugtechnik ein lohnender Schritt.
Christiani ist als Lehrmittelanbieter für die technisch-gewerbliche Aus- und Weiterbildung seit 80 Jahren am Markt. Wie kommt es, dass Sie seit einiger Zeit eLearning-Angebote für KFZ-Betriebe oder Ausbildungszentren im Portfolio haben?
Gilbert Werner: Wir haben uns an einem EU-Projekt beteiligt, unsere Partner stammten aus Schweden, dort wurde die Software entwickelt, und aus Spanien, wo man für die Übersetzung zuständig war. Von uns stammte das fachliche Know-how, denn die Inhalte waren für uns kein Problem. Außerdem ist - sozusagen als Nebenprodukt - auch ein technisches Wörterbuch für das iPhone entstanden, das bis jetzt auf Deutsch, Englisch und Schwedisch zur Verfügung steht.
Christiani stellt schon lange Fach- und Lehrbücher sowie Prüfungs- und Arbeitsmaterialien unter anderem auch für das KFZ-Handwerk her. Außer unserem Angebot an Schulungsständen und Printmedien haben wir im digitalen Bereich zunächst auf CBTs und WBTs gesetzt. Aber online lassen sich Inhalte besser und schneller aktualisieren.
Trotzdem konnten Sie doch bestimmt nicht sämtliche Inhalte aus der Schublade ziehen, als Sie nun eLearning-Module herstellen wollten, oder?
Gilbert Werner: Nein, längst nicht alles. Wir haben uns sehr viel Arbeit gemacht, haben bei deutschen Herstellern, aber auch im Ausland recherchiert, was man uns von dort zur Verfügung stellen kann. Wir sind auf viel Interesse und Kooperationsbereitschaft gestoßen. Teilweise existierten in diesen Firmen auch schon digitale Schulungsinhalte. Die haben wir eingebaut oder aufbereitet. Aber wir haben auch eine Menge selbst erstellt, Schaltpläne und Zeichnungen. Es war uns auf jeden Fall wichtig, die Inhalte sauber und korrekt darzustellen.
Wer ist Ihre Zielgruppe genau?
Gilbert Werner: Unsere Inhalte sind nicht herstellergebunden. Als Zielgruppe kommen Einzelnutzer in Frage, Betriebe, Ausbildungszentren oder Berufsschulen. Gerade größere Betriebe oder Ausbildungszentren nehmen auch das dazugehörige Learning Management System in Anspruch, um die Kontrolle zu haben, ob die Inhalte durch den Lernenden auch erfolgreich bearbeitet wurden.
Bei KFZ-Technik denkt der Laie auch stark an Learning by doing. Wie passt eLearning dazu?
Gilbert Werner: Wenn Berufsschulen unsere Module als Ergänzung zum Unterricht einsetzen, ist das bestimmt sehr sinnvoll. Allerdings setzt E-Learning auch ein gewisses Maß an Eigeninitiative und den Wunsch dazuzulernen beim Anwender voraus. Wenn man ein Modul am Stück durcharbeitet, dauert es - je nach Thema - zwischen zwei und vier Stunden.
Aber wir haben nicht nur Auszubildende im Blick: Auch Meister, Quereinsteiger und Automobilkaufleute können durch unser Angebot ihr Wissen erweitern und vertiefen. KFZ-Technik ist durch die zunehmende Elektronik inzwischen ein ziemlich anspruchsvolles Fachgebiet, das genau wie andere technische Berufe ständige Weiterbildung erfordert.
Christiani ist schon länger im europäischen Ausland aktiv: Dann war dieses Projekt doch bestimmt eine Bereicherung für Sie, oder?
Gilbert Werner: Absolut. Durch unseren schwedischen Partner sind wir auch mit anderen Herstellern in Kontakt gekommen. Für Scania hat unser schwedischer Partner eine interne Lösung erstellt, angepasst an das Unternehmen und seine Bedürfnisse.
Das heißt, es haben sich neue Kooperationen und neue Projekte ergeben, mit denen Sie gar nicht gerechnet hatten?
Gilbert Werner: Stimmt, das war am Anfang nicht abzusehen. Aber das ist natürlich interessant für uns.
Sie vermerken ausdrücklich, dass manche Ihrer eLearning-Module in 14 Sprachen verfügbar sind. Aber ist Technik nicht Technik? Und ist nicht eigentlich Englisch die globale Sprache, um technische Zusammenhänge zu erklären?
Gilbert Werner: Herstellerspezifische Produkte wie beispielsweise für den Nutzfahrzeughersteller Scania sind sogar in 23 Sprachen übersetzt, bis hin zu Koreanisch. Wer irgendwo auf der Welt an Autos schraubt, muss nicht notwendigerweise Englisch können. Darauf muss man sich einstellen, wenn man mit eLearning technische Inhalte vermitteln will. Auch wenn Übersetzungen eine Menge Geld kosten.
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