Unendliche Möglichkeiten oder düstere Aussichten?
Berlin, September 2014 - Kann das Lernen im Zeitalter des Internets florieren? Klar ist: Technologie verändert traditionelle Machtstrukturen des Lernens, zum Beispiel die Trennung von Lehrer und Schüler oder zwischen Arbeit und Lernen. Aber ist die neue, technologisch veränderte Lernwelt wirklich eine demokratische Welt voller Möglichkeiten? Oder müssen wir stattdessen das Abgleiten in anarchistische Beliebigkeit befürchten? Diesen und anderen Fragen widmet sich die ONLINE EDUCA Berlin vom 3. bis 5. Dezember 2014 in Berlin.
Eine Kernfrage der aktuellen Debatte lautet: Wird eine größere Auswahl an Lernmöglichkeiten tatsächlich die positiven Ergebnisse erzielen, die sich viele renommierte Lernforscher davon versprechen? In einem Interview verwies Mark Surman, CEO der Mozilla Foundation, kürzlich auf die "Diversifizierung und Demokratisierung" des Lehrens im Internet und betonte, dass er diese Entwicklung als Gründer eines der größten non-profit Internet-Unternehmens nur enthusiastisch begrüßen könne.
Was aber geschieht mit Pädagogen aus Universität, Schule und darüber hinaus? Sie waren jahrhundertelang Leuchttürme der Bildung und finden sich nun in einer Welt wieder, in der jeder zu jeder Zeit ein Lernender ist und Wissen in alle Richtungen fließt. Für Surman wird es auch unter diesen veränderten Bedingungen weiterhin Bedarf an lehrenden Experten geben. "Wir brauchen klassische Lehrer" bekräftigt er. "Massive Open Online Courses werden künftig eine wichtige Rolle spielen", sagt Surman. Er fügt jedoch hinzu: "Die wirklich große Chance besteht darin, dass es neue, andere Formen des Lernens gibt."
Wer hält künftig die Zügel in der Hand – die Lehrer oder die Lernenden? Wie gehen die Beteiligten mit diesen Einflussmöglichkeiten um? Auf das 20. Jubiläum der ONLINE EDUCA BERLIN und die Zukunft des eLearnings angesprochen, sagt Surman: "Die nächsten Jahrzehnte bergen sowohl großes Potenzial als auch große Gefahren. Wir müssen verstehen, dass wir das, was uns die digitale Welt bisher gebracht hat, entweder positiv weiterentwickeln oder aber auch Machtstrukturen verhärten und die Lage verschlimmern können."
Die technologischen Veränderungen könnten Lehrern und Hochschulen sogar Angst machen. Denn mit der Technologie, welche die Schüler in ihrem Alltag nutzen, verändern sich auch deren Lernbedürfnisse. Craig Weiss, Gründer von Learning 24/7 und Redner bei der ONLINE EDUCA BERLIN 2014, blickt mit Sorge auf die Perspektiven der Anhänger traditioneller Lernweisen: "Viele Mitarbeiter der Hochschulen fehlt das Verständnis für das Online-Lernen. Aus irgendeinem Grund herrscht bei ihnen die Geisteshaltung vor, dass Online-Lernen ernst sein muss und keinen Spaß machen oder spannend sein darf. Lernen ohne Interaktivität? Da kann ich nur sagen: Viel Glück damit!"
Wo die Hochschulen Zurückhaltung üben, machen Unternehmen große Fortschritte. Dr. Nick van Dam, Global Chief Learning Officer bei McKinsey und einer der Hauptredner der ONLINE EDUCA BERLIN 2014, weist auf Folgendes hin: "Immer mehr Organisationen beginnen MOOC-Technologieplattformen und die dazugehörige Pädagogik anzuwenden. MOOCs sind eine willkommene Ergänzung für digitale Lern-Lösungen, die Institutionen einsetzen können um Fachkenntnisse zu vermitteln."
Die Führungskräfte von morgen werden in der Wirtschaft und anderen Bereichen diejenigen sein, die sich die zahlreichen Vorteile einer Welt im technologischen Wandel zu eigen machen können. Van Dam weist darauf hin, dass John F. Kennedy einmal gesagt hat: "Führen und Lernen sind untrennbar miteinander verbunden." Technologie kann die Grundfesten des Lernens erschüttern – oder im schlimmsten Fall zerstören. Aber sie bietet ebenso enorme Chancen!
Die ONLINE EDUCA BERLIN 2014 findet vom 3. bis 5. Dezember 2014 im InterContinental Hotel Berlin statt.
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