Themenschwerpunkte des 6. Fernausbildungskongresses
Hamburg, Februar 2009 - Der 6. Fernausbildungskongress der Bundeswehr ist vom 8. bis 10. September 2009 geplant. Die Vorveranstaltung "Fernausbildung im Dialog" wird am 2. und 3. April 2009 an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr abgehalten. Drei Themenschwerpunkt sind in diesem Jahr vorgesehen und überschrieben mit: "Theorie praktisch denken", "aus Bildung Wert schöpfen" und "Kompetenzen integriert managen".
Theorie praktisch denken
Theorie und Praxis werden in Bildungsprozessen häufig nicht adäquat verbunden. Oft existieren sie in unterschiedlichen Welten oder stehen sich gar als Gegensätze gegenüber. Dies gilt in zweifacher Weise: Einerseits verharren didaktisch-methodische Ansätze immer wieder auf der Ebene der abstrakten wissenschaftlichen Fachdiskussion und finden keinen oder zumindest keinen angemessenen Eingang in die Bildungspraxis.
Andererseits zeigt sich eine mangelnde Verbundenheit von Theorie und Praxis auch auf der Ebene der konkreten Lernprozesse: An vielen Stellen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung wird eine erhebliche Kluft zwischen dem Prozess des Lernens und der Anwendung in der beruflichen Praxis sichtbar. Häufig erwerben Lernende zwar ein umfangreiches theoretisches Wissen, können dieses aber zur Lösung von Problemen im Berufsalltag nicht nutzen. Ihr Wissen bleibt "träge". Mit dem Transfer von der Theorie zur Praxis sehen sich Lernende nicht selten allein gelassen.
Angesichts der komplexen Herausforderungen der gegenwärtigen Berufs- und Arbeitswelt ist diese Situation wenig zufriedenstellend. "Handlungsorientierung", "Arbeitsprozessorientierung", "Lernen im Prozess der Arbeit" sind Beispiele für Ansätze zur Verschränkung von Theorie und Praxis.
Folgende Fragen stellen sich: Wie findet die wissenschaftliche Theoriediskussion intensivere Bezüge zur Praxis? Wie können berufliche Handlungserfahrungen gewinnbringend in die Organisation von Lernprozessen eingebracht werden? Wie findet die Praxis stärkeren Zugang zur Theoriediskussion? Welchen Beitrag kann hier technologiegestützte Bildung leisten (Ansätze wie Simulation, Serious Games, Teletutoring etc.)? Ist die - mitunter künstlich anmutende - organisatorische Trennung von Lernen und Arbeiten in der Berufsbildung unter den Bedingungen der heutigen Berufswelt noch zeitgemäß?
Aus Bildung Wert schöpfen
Wertschöpfung in Bildungsprozessen wird häufig im Kontext klassischer betriebswirtschaftlicher Fragestellungen diskutiert. Zwar gehören Aspekte aus dem Bereich des Bildungscontrollings in dieses Themenfeld, eine Beschränkung auf eine rein kostenbezogene Sichtweise rechtfertigt dies allerdings nicht. Wertschöpfung in der Bildung - aus der Sicht von Organisationen aber auch von Individuen - kann und sollte unter einem weiteren Blickwinkel erörtert werden:
Zunächst stellt sich hier die Frage nach dem Wert von Bildung. Wie ist ein Mehrwert von Bildung - und Investitionen in Bildung - für Organisationen, aber auch für Individuen zu beschreiben? Darüber hinaus ist die Erarbeitung theoretischer pädagogischer Konzeptionen zweifelsfrei ein wichtiger Schritt in Richtung einer gezielten Wertschöpfung in Bildungsprozessen - ein Schritt, der allerdings nicht für sich alleine stehen kann.
Dazu gehört auch die Umsetzung in der Praxis und deren Reflexion im Rahmen einer wissenschaftlich fundierten Evaluation. Wenn die entsprechenden Evaluationsergebnisse dann wiederum in die Theoriediskussion einfließen können, steigen Chancen für eine bedarfsgerechte Aus-, Fort- und Weiterbildung und damit für eine Erhöhung der Wertschöpfung in Bildungsprozessen.
Folgende Fragen stellen sich: Wie sind Bildungsprozesse zu gestalten, um aus Bildung gezielt Wert schöpfen zu können und was ist der Wert von Bildung? Wie kann der Mehrwert durch Bildung für Organisationen und Individuen besser gesehen und genutzt werden? Welchen Beitrag kann technologiegestützte Bildung hier leisten? Welche Verantwortung hat die Pädagogik, sich an einer Wertschöpfungsdiskussion im Zusammenhang mit Bildungsprozessen zu beteiligen?
Kompetenzen integriert managen
Angesichts der Komplexität der heutigen Arbeitswelt steigt die Bedeutung von Kompetenzen - für Organisationen ebenso wie für Individuen. Für Organisationen wird es zunehmend zur existentiellen Herausforderung, die jeweils erforderlichen Kompetenzen zeit- und bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Kompetenzmanagement wird zum entscheidenden Thema. Aus der individuellen Sichtweise avanciert das jeweils eigene Kompetenzprofil auf einem Arbeitsmarkt, der von einer zunehmenden Bedeutung durch die Nachfrage nach sogenannten "soft skills" u.a. geprägt ist, zum wichtigsten Kapital.
Damit sind pädagogische Fragen nach den didaktisch-konzeptionellen Möglichkeiten einer Kompetenzentwicklung und einer adäquaten Bewertung von Kompetenzen nach wie vor aktuell. Darüber hinaus rückt eine organisationale Herausforderung in den Fokus: Die bisherige weit verbreitete Trennung von Personalentwicklung und Personaladministration ist mit einem zielführenden Kompetenzmanagement nicht vereinbar.
Die beiden Bereiche laufen in der Praxis meist struktur- und/oder systembedingt nebeneinander her, häufig ohne eine gegenseitige Abstimmung der Prozesse. So kann es zu erheblichen Informationsverlusten und einem unangemessen hohen administrativen Aufwand kommen. Eine Integration von Personaladministration und Personalentwicklung dagegen verspricht erhebliche Optimierungspotentiale.
Folgende Fragen stellen sich: Welche pädagogischen Herausforderungen leiten sich aus dieser Forderung ab? Welche Beiträge kann technologiegestützte Bildung hier leisten? Welche Anforderungen sind an IT-Systeme zu stellen, die Personaladministration, Personalentwicklung und Kompetenzmanagement verbinden, damit Mehrwerte erschlossen werden können?
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