Compliance-Projekte

LMS-Systeme als zentrale Bausteine

Augsburg, Mai 2006 - Um ihre steigenden Compliance-Anforderungen bewältigen zu können, setzen immer mehr Unternehmen auf Lern-Management-Systeme. Wie diese dazu beitragen können, den Mitarbeiterstamm schnell und kosteneffektiv zu schulen, zeigen die Beispiele der Novartis Pharma AG und der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken.




Auf das Thema Compliance angesprochen, stöhnen viele IT-Verantwortliche über einen wahren "Gesetzesregen", der auf sie hernieder geht. Kein Wunder, schließlich haben sie sowohl auf nationale regulatorischen Vorgaben als auch auf solche seitens der EU zu reagieren. Dazu gehören zum Beispiel BASEL II, Vorschriften zur Produkthaftung, zur Datenarchivierung und dem Datenschutz sowie Auflagen zur internationalen Rechnungslegung nach IAS/IFRS und zur elektronischen Steuerprüfung (GDPdU). Dazu kommen viele branchenspezifische Gesetze und Regelungen und nicht zuletzt die IT-Compliance als wichtigste Stütze des eigentlichen "Business" eines Unternehmens.


Der Gartner-Experte Peter Wesche schätzt, dass deutsche Unternehmen im Jahr 2006 zwischen 10 und 15 Prozent der IT-Budgets für Compliance-Projekte werden aufwenden müssen, um die wachsenden Aufgaben in diesen Bereichen bewältigen zu können. Experten raten bei der Planung und Umsetzung solcher Projekte, frühzeitig möglichst alle Fachbereiche eines Unternehmens einzubinden und Insellösungen zu vermeiden. Beim Kauf entsprechender Software sei offenen Technologien und Formaten sowie skalierbaren und modular aufgebauten Systemen der Vorrang einzuräumen. Außerdem sollen diese einfach in der Installation, Anwendung und Pflege sein und sich leicht in bestehende Systeme integrieren lassen.

Eine wichtige Basis, die Compliance-Herausforderungen in Unternehmen bewältigen zu können, ist die Information und Schulung der Mitarbeiter. Um neue Gesetze und Regelungen, aber auch firmeninterne Vorgaben und Maßnahmen schnell, effizient und kontrolliert an alle Mitarbeiter vermitteln zu können, haben sich in den letzten Jahren zunächst viele multinationale Großunternehmen, zunehmend aber auch mittelständische Firmen, die über verteilte Niederlassungen verfügen, für die Implementierung von Lern-Management-Systemen (LMS) entschieden, die sie im Idealfall in bestehende CRM- und ERP-Systeme integrieren.


Novartis

Ein Beispiel aus der Pharmaindustrie ist die Novartis Pharma AG mit Sitz in Basel. Hier wurde bereits vor fünf Jahren ein LMS installiert. Es sollte es in erster Linie dazu dienen, die Vermittlung geschäftskritischer Regularien an die rund 6000 Mitarbeiter in den Griff zu bekommen, darunter Statistiker, Programmierer, Autoren medizinischer Texte und Mitarbeiter im Bereich klinischer Untersuchungen.

Die Entwicklungsabteilung des Pharmariesen entschied sich für ein LMS der Firma SumTotal Systems. Seitdem nutzt Novartis die Software vor allem dazu, ein umfangreiches eLearning-Kursprogramm anzubieten, das von Themen wie Standard Operating Procedures (SOPs) bis hin zu sexueller Belästigung reicht. Neben der reinen Schulung wird das LMS auch dazu eingesetzt, die Teilnahme der Mitarbeiter an den Kursen zu überprüfen und die Ergebnisse virtueller Life-Events auszuwerten.

Beim traditionellen Training in einem Auditorium können Angestellte das LMS dazu nutzen, Informationen über den Event nachzuschlagen und sich dazu online einzuschreiben. Nachdem die Mitarbeiter die Teilnahme an der Präsentation beantragt haben, verschickt das System Einladungen oder Benachrichtigungen zum Event. Sobald die Session angefangen hat, tragen sich die Teilnehmer in eine Liste ein, die ihre Teilnahme dokumentiert. Diese wird wiederum in das System eingespeist, um ihre Teilnahme intern zu bestätigen.


"Wir haben ein breites Angebot an Online-Schulungen in das Content-Repository des LMS integriert," so John Peter Harrison, Leiter Collaborative Technologies von Novartis in Basel. "Diese beruhen auf den AICC/SCORM-Standards und beinhalten deshalb eine Funktion für das Tracking der Kurse und eine große Bandbreite an Themen wie zum Beispiel SOPs, GCPs (Good Clinical Practice) und Computer Compliance."

Laut Harrison können sich die Angestellten von Novartis mit Hilfe des LMS nicht nur online einschreiben und online an den Kursen teilnehmen. Das System zeichnet auch auf, wie weit der Einzelne mit einem Schulungsmodul gekommen ist, bevor er eine Pause einlegen will oder muss. Wenn er sich später wieder einloggt, "weiß das System, wo man aufgehört hat und fragt bei der Rückkehr ob man dort weiter machen will, wo man aufgehört hat oder noch einmal von vorne beginne möchte." Bei Live-Sessions zeichnet das LMS am Ende nicht nur auf, wer im Einzelnen wie lange daran teilgenommen hat, sondern bietet auch die Möglichkeit, seine Testergebnisse festzuhalten.

Zu den großen Vorteilen des Systems zählt Harrison, "dass wir zu Prüfzwecken interne und externe Reports generieren können, wenn diese verlangt werden." Das LMS verfolgt die Trainings in allen lokalen Gruppen über den gesamten Mitarbeiterstamm hinweg und erlaubt es den verantwortlichen Managern, bereits vorab - für einen Zeitraum von sechs bis 12 Monaten - Trainingsziele zu definieren und festzulegen.

Volks- und Raiffeisenbanken

Die Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland standen im Jahr 2004 mit der Einführung von Basel II und den damit verbundenen Gesamtbanksteuerungsinstrumente zum Risiko-Controlling (VR-Control) vor einer enormen Compliance-Herausforderung: Mehr als 50.000 Mitarbeiter auf allen Funktionsebenen - IT, Organisationsentwicklung und Personalentwicklung - waren von einer umfangreichen Umstrukturierung in diesem Bereich betroffen, die bis zum Jahr 2006 abgeschlossen sein sollte.


Um den enormen Schulungsaufwand bewältigen zu können, planten die genossenschaftlichen Bildungsanbieter unter der Federführung der Akademie Deutscher Genossenschaften ADG, eine standardisierte Lernplattform namens VR-Bildung in das Geschäftsmodell der beteiligten Finanzdienstleister zu integrieren. Damit sollte ein Blended-Learning-Konzept für die Personalentwicklung der rund 1.400 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland realisiert werden.

Am Aufbau und Betrieb von VR-Bildung sind insgesamt 15 Partner beteiligt, darunter neun genossenschaftliche Akademien und drei Rechenzentralen. Innerhalb eines Jahres konnten die Partner das ehrgeizige Ziel ihres Kooperationsprojektes realisieren, bundesweit Blended Learning im genossenschaftlichen Bankensektor einzuführen. Die enge Verzahnung webbasierter Trainingsmaßnahmen mit Präsenzausbildungszeiten ermöglichte es den Personalentwicklungsdienstleistern, das nötige Training flächendeckend, kostensparend und fristgerecht zu realisieren.

Auch dieses Lernportal basiert auf einer Plattform von SumTotal Systems. Mit Hilfe des LMS versorgen die genossenschaftlichen Akademien heute die Mitarbeiter der Volks- und Raiffeisenbanken auf allen Funktionsebenen mit aktuellen Lerninhalten. VR Bildung verzeichnet heute bereits 100.000 registrierte Nutzer und steht insgesamt 120.000 Bankmitarbeitern sowohl im Internet als auch im Intranet zur Verfügung.


"Die Lernplattform VR-Bildung dient zum einen dem verbundweiten Know-how-Transfer: Das nötige Wissen kann damit allen Mitarbeitern schnell und flächendeckend vermittelt werden. Weitere Vorteile sind kurze Reaktionszeiten sowie zeitnahe, lösungsorientierte und hochwertige Angebote, die zu einer höheren Kosteneffizienz beitragen. Dadurch können die Finanzdienstleister nicht nur Einsparungen erzielen, sondern die Mitarbeiter haben auch mehr Zeit, das Gelernte praktisch anzuwenden", erklärt Martin Greff, bei der ADG verantwortlich für das Blended-Learning-Konzept.


"Jede Akademie hat einen eigenen VR-Bildungsbeauftragten, der über Systemkenntnisse verfügt und online-basierte Inhalte produzieren kann. Zudem können die Bildungsmanager und Personalverantwortlichen der Banken über ein Rollen- und Berechtigungskonzept die hausinternen Qualifizierungsaktivitäten selbst steuern. Seit dem Start der Plattform haben sich die Kompetenzen dezentralisiert, so dass auch regional auftretende Probleme und Herausforderungen heute schnell gelöst werden können. Somit trägt die Plattform dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit für alle Volksbanken und Raiffeisenbanken in ihrem Kerngeschäft sicherzustellen."

Von den etwa 90 Seminaren zum Thema genossenschaftliche Personalentwicklung werden bereits rund zwei Drittel als Blended Learning umgesetzt. In den klassischen Bereichen wie Servicebank, Privatkundenbank und Firmenkundenbank nehmen an den einzelnen Angeboten deutschlandweit pro Jahr mehr als 1.000 Teilnehmer teil. Zu den wichtigsten Themenbereichen zählen VR Control sowie aufsichtsrechtliche Themen wie zum Beispiel Geldwäsche, Datenschutz und UVV Kassen.


"Die Anbieter haben sich auf eine strategische Stoßrichtung in Sachen Blended Learning verständigt und mit Hilfe der SumTotal-Plattform erstklassige und kostengünstige Angebote hervorgebracht, mit denen sie die Banken auch langfristig begeistern können. Die gemeinsame Finanzierung und Realisierung der Plattform durch insgesamt 15 Partner hat zudem eine Nachhaltigkeit des eLearning-Ansatzes geschaffen, die vergleichbaren Szenarien fehlt", fasst Greff zusammen.