Das Lernen und das Mittelalter
Köln, Mai 2005 - Standards und Normen werden heute nicht mehr wie im Mittelalter in geheimen Zirkeln sondern in offenen Gremien diskutiert und publiziert. Was allerdings nicht automatisch bedeutet, dass sie leicht verständlich oder problemlos anwendbar sind. SCORM-Konformität ist heute die Anforderung, die ein modernes Wissensobjekt erfüllen sollte. Ein Trainer-Aufbaumodul bei der tele-akademie der FH Furtwangen hilft dabei.
Betritt man die Klosterbibliothek von St. Gallen, so besticht die Sammlung altehrwürdigen Wissens nicht nur durch die Zahl an Jahren, die so manche mittelalterliche Handschrift auf ihrem Buchbuckel hat, sondern auch durch die augenscheinliche Ordnung der Werke in ihren Regalen und deren alphabetischen Auszeichnungen von A bis Z. Irritiert erblickt man jedoch auch Regale mit der Auszeichnung AA, gut vielleicht alles über Aachen, aber BB bis ZZ? Ein Griff in eines der Regale brächte, wenn er denn erlaubt wäre, dem ratlosen Besucher noch mehr ins Grübeln, denn auch hier findet er trotz großem Latinums scheinbar wahllos zusammengestellte Bücher. Und mit diesem Chaos sollten Gelehrte arbeiten? Kein Wunder, dass die frühen Wissenschaften nichts taugten!
Wie sich bei der Führung herausstellt, ist dies eine falsche Annahme. Die alphabetische Ordnung kategorisiert die wesentlichen Wissensgebiete der mittelalterlichen Welt, Schöpfgeschichte, Kirchengeschichte etc.. Die Technik zur Bedienung dieses frühen Knowledge Mangament Systems verbirgt sich hinter Holzverkleidungen in den Pfosten der Regalschränke. Jedes Buch ist hier (alphabetisch geordnet!) mit genauem Standort im Regal auf einem verschiebbaren Kärtchen vermerkt. Auf Grund dieses Hausstandards ist ein einzelnes Wissensobjekte der Bibliothek durchaus jeder Zeit auffindbar, wieder verwendbar und der Gesamtbestand erweiterbar.
Die Wissensgesellschaft und die sie unterstützenden Lernbegleiter stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie der mittelalterliche Bibliothekar mit seinem Hausstandard. Die Technik ist allerdings eine neuere und schnellere. Dafür sind aber weitere Anforderungen hinzugekommen: die Wissenseinheiten sollen auch in kürzester Zeit in andere Bibliothekssystem transportierbar sein und nicht nur Bibliothekare, sondern möglichst alle am Produktionsprozess "Lehren". Beteiligten sollen diesen neuen Bibliotheksstandard kenne und bedienen können.
Standards und Normen werden heute daher nicht mehr in geheimen Zirkeln sondern in offenen Gremien diskutiert und publiziert. Was allerdings nicht automatisch bedeutet, dass sie leicht verständlich oder problemlos anwendbar sind. SCORM-Konformität ist heute jedoch das Ziel und Anforderung, die ein modernes Wissensobjekt erfüllen sollte.
Lore Reß von Daten + Dokumentation GmbH und Ralph Müller von [kapete] bieten daher das eTrainer-Aufbaumodul mit dem Thema "SCORM und andere Standards" bei der tele-akademie der FH Furtwangen dieses Jahr an drei Terminen an: 13.06.2005, 12.09.2005 und 0 7.11.2005. "Mit Hilfe einer Übungsplattform werden wir dieses Jahr die Möglichkeiten und Grenzen der SCORM-Konformität von Lernmodulen erproben. Es wird sicherlich nicht so blutrünstig wie bei einem mittelalterlichen Turnier aber mindest so spannend", versprechen die Veranstalter.
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