Bildungsdiskussion

Gesucht: Der Ausweg aus dem "Irrweg"

Stuttgart/Darmstadt, Februar 2008 - Die Diskussionen über die richtigen Antworten auf die Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien reißen nicht ab. Nur in einem Punkt scheinen sich die Experten einig zu sein: Die Qualität der Bildung in Deutschland muss besser werden. Trotz zahlreicher Reformen, die in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht wurden, wird über das "Wie" weiter gestritten. Der Didacta - Verband der Bildungswirtschaft will schon im Vorfeld der "didacta" 2008 vom 19. bis 23. Februar in Stuttgart Orientierung bieten.




Dazu wurden ausgewählte Bildungsexperten gebeten, die drei größten Probleme des deutschen Bildungssystems zu benennen, mögliche Lösungsansätze zu skizzieren sowie auf gute Praxisbeispiele hinzuweisen. Die Antworten sind durchaus überraschend.


Ein Hauptproblem sei beispielsweise die "Krise der Experten" selbst. "So genannte Experten beeinflussen durch nicht empirisch abgesicherte Meinungsabsonderung Feuilleton und Politik", wodurch "Irrwege beschritten, esoterische Maßnahmen mit Null-Wirkung teuer installiert und Nebensächlichkeiten streng gefordert" würden, erklärt hierzu Prof. Dr. Rainer Dollase von der Universität Bielefeld.


Neben dieser allgemeinen Problematik des unsachgemäßen Umgangs mit Bildung stehen sowohl strukturelle als auch inhaltliche Aspekte unseres Bildungssystems in der Kritik der Befragten. Fast alle sehen in der engen Kopplung von sozialer Herkunft und Bildungsbiografie, oder wie geschrieben wurde der "Philosophie des Auslesens und Aussiebens", eine fatale Chancenungleichheit für unsere Kinder, die individualisierte Bildungswege verhindere.


Zudem existiere kein konsistentes Gesamtkonzept für das lebenslange Lernen, was zu einem strukturellen wie inhaltlichen "Auseinanderfallen" von Lernentwicklung führe. Auch werde in "unseren Bildungseinrichtungen Zeit mit überfüllten Lehrplänen verschwendet und ein wenig nachhaltiges Lernen auf vordergründige Prüfungen" hin unterstützt.

Viele Probleme auf der Unterrichts- und Schulebene werden der völlig unzureichenden Lehrerbildung zugeschrieben. So erfolge die wissenschaftliche Ausbildung von Nachwuchskräften mit einem viel zu geringen Ausmaß an Berufsbezogenheit. "Wir sind noch weit davon entfernt, auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen, Interessen und Orientierungen - generell auf Vielfalt - pädagogisch konstruktiv zu antworten." Dies müssten zukünftige Lehrerinnen und Lehrer natürlich genau so lernen, wie im Unterricht "Anregungen und Unterstützungen für eigenständiges zielorientiertes Lernen" zu geben.

Und schließlich existiert in unserem Lande offenbar noch "aus der Tradition des ständischen Bildungssystems heraus" ein "Wertigkeitsproblem". "Die Wertigkeit und Bezahlung der Lehrämter ist gestuft von der Grundschule hoch zum Gymnasium. Dadurch fehlt ein gemeinsames Berufsverständnis von der Lehrprofession, und dies beschädigt leider auch das Selbstbewusstsein unseres Berufes", sagt beispielsweise Dr. Ludwig Eckinger, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE).