Swiss Professional Learning 2014 mit erneutem Besucherhoch
Zürich, April 2014 - 4.467 Fachbesucher, 252 Austeller und rund 180 Programmpunkte in zwei Hallen - so lautet das Fazit des Zürcher Fachmesse-Duos Personal Swiss und Swiss Professional Learning 2014 in Zahlen. Die Besucher des HR-Gipfels strömten wieder zahlreich in die Messe Zürich, um sich über aktuelle Trends und Entwicklungen in der Personalarbeit, der Personalentwicklung und Weiterbildung zu informieren und auszutauschen: von HR-Software und Personaldienstleistungen über die neuesten Trainings- und eLearning-Methoden und Personalentwicklungs-Tools bis hin zu Rekrutierungs- und Führungstrends sowie gelungene Mitarbeitermotivation in Form von Betriebsverpflegungslösungen.
Höhepunkte im Rahmenprogramm neben den Vorträgen der Praxisforen und der Aktionsfläche Training und den Gesprächsrunden am MeetingPoint waren die neun Keynote-Speaker: In ihren Vorträgen beleuchteten sie die vielfältigen Seiten der Personalarbeit und gaben Inspirationen dafür, welche Rolle die Personalabteilungen im Umgang mit den Herausforderungen der Arbeitswelt einnehmen könnten. Mit Blick auf die zunehmende Internationalisierung der Arbeitswelt und um den Fachbesuchern einen Blick über den Tellerrand zu bieten, gab es auch einen kompletten englischsprachigen Vortragstrack. "Wir haben es auch dieses Jahr wieder geschafft, uns inhaltlich weiterzuentwickeln und den Puls des Personalmanagements zu erspüren und abzubilden", resümiert Kamila Slowacka, Projektleiterin der Personal Swiss und der Swiss Professional Learning.
Premiere im Messegeschehen feierte zum Beispiel der RIDE – Recruiting Innovation Day Europe. "Ein einmaliges Forum, um von verschiedenen Seiten Licht auf das Thema Rekrutierung zu werfen und Wissen und Erfahrungen zu teilen", umreisst Slowacka die Vortragsreihe.
RIDE: Rekrutierung in Europa ergründen
"One continent – one recruiting?" – mit dieser Frage, die von allen Seiten verneint wurde, eröffnete Wolfgang Brickwedde vom Institute for Competitive Recruiting den RIDE. Rund 100 Personen nahmen an den Praxisforen und Workshops der speziellen Vortragsreihe teil. Auf der einen Seite die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Recruitings in Europa aufzeigen, aber auch an konkreten Praxisbeispielen sichtbar machen, wie Unternehmen in Europa damit umgehen und sich wappnen können für die Zukunft, das war das Ziel des RIDE.
"Wir legen Wert auf Tipps von Praktikern für Praktiker. Sobald man nämlich sein vertrautes Recruiting-Terrain verlässt, benötigt man oft Rat und Tat von anderen Kollegen für ein erfolgreiches Recruiting", erklärte Mitveranstalter Brickwedde im Vorfeld der Veranstaltung. Am Veranstaltungstag kamen dann Praktiker wie Dr. Jörg Kuzim, Head of Airbus Group Recruitment Centre, Dr. Jost Schatzmann, Director Product and Business Development, Xing AG oder Wiebke Bräuer, Head Talent Scouting Basel, Roche zu Wort und führten das Publikum in ihre Welt des Recruitings.
Einer der Höhepunkte des RIDE bildete der Recruiting Innovation Battle: Nach einer Nominierungsphase mit 15 eingereichten Vorschlägen und einem anschliessenden Online-Voting mit fast 2.000 abgegebenen Stimmen, beides im Vorfeld der Messe, kristallisierten sich fünf Finalisten heraus. Diese durften dann am 8. April vor Ort ihre Rekrutierungsinnovation kurz und knapp präsentieren; die Teilnehmer stimmten über die Sieger ab. Der Recruiting Innovation Award Europe 2014 ging am Ende an Cammio, eine Video Recruitment Platform.
Die Spielregeln erneuern
"Ich bin kein Experte für Personal; ich bin Experte für Innovation", so begrüsste Keynote-Speaker Axel Liebetrau die Besucher seines Vortrages und rief dazu auf, neue Spielregeln für HR zu finden. Seiner Meinung nach müsse HR es schaffen, dass die Mitarbeitenden gerne zur Arbeit gehen: "Ich glaube Ihre Herausforderung ist es, dass die Menschen öfter mit einem Lächeln als mit einem grimmigen Gesicht in die Arbeit kommen", wandte er sich an die anwesenden Personaler. Das könnten sie schaffen, indem sie die Mitarbeiter mit simplen Methoden aktiv einbinden und dadurch motivieren.
"Wir brauchen Freiräume für Fehler und Denkräume" lautete eine seiner Forderungen. Denn wenn Menschen sich selbst einbringen, auch selbst Fehler machen könnten, dann sei die qualitative Belastung von Arbeit viel geringer und man habe viel weniger Probleme mit Burnout, erklärte Liebetrau. Wichtig sei es, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. "Corporate Happiness und neue Führungskultur müssen Top-Thema im Unternehmen sein. Denn mit den Mitarbeitern gewinnt man kompetitive Märkte."
Die Führungskraft der Zukunft vor Augen
Um die Führung der Zukunft ging es auch bei Keynote-Speakerin Prof. Dr. Daniela Eberhardt, Leiterin des Instituts für Angewandte Psychologie IAP an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Wie haben sich Führungsrolle und -aufgabe in den letzten Jahren verändert? Was brauchen Führungspersonen, um den künftigen Anforderungen an ihre Rolle gerecht zu werden?
Diesen Fragen ging in einer Studie nach: Sie konfrontierte in Tiefeninterviews Top-Experten aus Wirtschaft, Forschung und Beratung aus dem Silicon Valley und Umgebung mit verschiedenen Trends in Wirtschaft und Gesellschaft, wie etwa die zunehmende Individualisierung, Flexibilisierung und die demografischen Veränderungen, und liess sie so zur Zukunft der Führungsrolle zu Wort kommen. Einblicke in diese Studie gab Eberhardt in ihrer Keynote an der Fachmesse für Personalmanagement und beschenkte die Fachbesucher mit Denkanstössen für die eigene Zukunft in einer Führungsposition.
Stärkungsmittel Einzigartigkeit: Den eigenen Weg gehen
Keynote-Speaker Otto Belz riet den Zuhörern, einmal darüber nachzudenken, was fehlen würde, wenn es sie oder ihr Unternehmen nicht geben würde. Auf dieser Frage lasse sich ein ganzes Business Modell aufbauen. Denn die Märkte seien gekennzeichnet von einem Überangebot, zudem kopierten Unternehmen einander gern – etwas wirklich Neues durchzusetzen sei schwerer. Daraus resultiere eine gewisse Austauschbarkeit von Produkten, Dienstleistungen und Unternehmen. Einzigartigkeit aber mache stark. Deswegen sollten Unternehmen wissen, worin sie gut sind und dies auch so kommunizieren. Wichtig sei dabei zu beachten: "Einzigartig muss ich in den Augen des Kunden sein!"
Doch dazu müssten Unternehmen bei ihren Mitarbeitern anfangen und so mit ihnen umgehen wie mit Kunden. Sie sollten ihre Individualität nicht zu sehr mit Regeln oder Aufgabenbeschreibungen einschnüren. So machen die Mitarbeitenden zwar, was sie sollen, lösen aber nicht das Problem des Kunden. "Wir müssen nicht motivieren, sondern das wegräumen, was Mitarbeiter an ihrer Arbeit hindert. In diesem Sinne ist Einzigartigkeit die Fähigkeit, eine Aufgabe selbst zu interpretieren und einen eigenen Weg zu gehen."
Enterprise 2.0: Damit ein Unternehmen weiss, was es weiss
Einen fundamentalen Wandel in der Wertschöpfung, einen fundamentalen Wandel im Umgang mit dem Wissen der Mitarbeitenden, das sieht Keynote-Speaker Hans-Georg Schnauffer von der Gesellschaft für Wissensmanagement e.V. im Zusammenhang mit dem Thema "Enterprise 2.0" und dem damit verbundenen Nutzen von sozialer Software. "Man könnte dann von einem Enterprise 2.0 reden, wenn es dem Unternehmen gelingt, in Entscheidungen und Handeln das gesamte relevante Wissen für diese jeweilige Situation einzubeziehen", erklärte Schnauffer.
Das habe nichts mit der Abschaffung von Hierarchie und Struktur zu tun, sondern mit einer gezielten Ergänzung dieser. Die technischen Plattformen spielten deshalb die Rolle eines Enablers. "Die Mitarbeiter engagieren sich, ergreifen Initiativen, tauschen sich aus. Die Mitarbeiter bauen eigene Netzwerke auf entlang der eigenen Ideen", veranschaulichte der Experte. Die HR-Abteilungen könnten für diese Entwicklungen den Boden vorbereiten. Sie könnten die Netzwerkfunktion anschieben, ohne auch nur einen Cent zu investieren, zum Beispiel indem sie Kommunikationsforen oder Community-Projekte ins Leben rufen. Sie müssten "Akkupunkturpunkte finden, um diese kulturelle Botschaft in die Organisation einzubauen: Lasst uns zusammen arbeiten, lasst uns bereichsübergreifend arbeiten, lasst uns das Wissen nutzen, das wir haben!"
"Hölzern wie Pinocchio" – Lügner identifizieren
Sowohl für den Arbeitsalltag als auch für das Privatleben nützliches Wissen vermittelte Jack Nasher in seiner Keynote: Der Wirtschaftspsychologe und Jurist zeigte seinem Publikum, woran sie Lügner erkennen könnten. So seien zum einen die beiden Emotionen Angst und Schuld beim Lügenden zu erkennen. "Wenn ich lüge, konzentriere ich mich nicht auf die Aussenwelt, sondern auf mich!" Das zeige sich auch körperlich: "Was wir zum Beispiel mit Pinocchio teilen, ist seine Hölzernheit!" erklärte Nasher und schlug vor, beim Gegenüber auf eine steife Köpersprache zu achten. Doch auch inhaltlich sei diese Hölzernheit spürbar, in Form einer wenig detailreichen und strikt chronologischen Erzählung. Ferner seien natürlich Stressmerkmale erkennbar. "Denn Lügen führt zu Stress, weil Lügen einfach stressig ist!" Um am Ende die gesamte Wahrheit ans Licht zu bringen, müsse man "dem anderen eine Brücke bauen, auf die er in Würde steigen kann", so Nasher.
Kaffee, ein Naturprodukt, das Emotionen weckt – auch beim Mitarbeiter
In diesem Jahr fand das Thema Betriebsverpflegung und Vending ein stärkeres Forum am Messe-Duo. Anbieter wie Dallmayr oder Coca-Cola präsentierten ihre Dienstleistungen und zeigten den Fachbesuchern Möglichkeiten auf, um mehr Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit zu erreichen. Begleitend zu den Ausstellerständen fanden Workshops statt, die zum Beispiel Einblicke in die Kaffeekunde gaben.
"In einer Minute werden weltweit zwei Millionen Tassen Kaffee getrunken", unterstrich Markus Schneider von der Schweizerische Kaffeeröstereien AG in seinem Workshop "Kaffeewissen von A bis Z" die Wichtigkeit von Kaffee. Diese zeige sich zum Beispiel auch darin, dass Schweizer Importeure vom Bund verpflichtet sind zu einem Pflichtlager von 13.500 Tonnen Kaffee. "Es war ein gelungener Auftakt mit einer neuen Zielgruppe; das macht Lust auf mehr!", äusserte sich Key Account Managerin Alexa Wagner von børding messe über den Erfolg und die Zukunft dieses neuen Bereiches.
Save the date: Ausblick auf 2015
Die Personal Swiss und die Swiss Professional Learning gehen vom 14. bis 15. April 2015 wieder gemeinsam mit der Swiss eLearning Conference (SeLC) und der Fachtagung HR Public Sector in die nächste Runde. Parallel wird auch wieder die Corporate Health Convention und mit einem Tag Überschneidung die Swiss Online Marketing stattfinden.
2024 neigt sich dem Ende zu und damit starten die Vorbereitungen für das nächste Jahr. Welche Trends werden in 2025 die L&D Branche prägen? Was sind die größten Herausforderungen für Personalentwickler:innen und wie können sie ihnen begegnen? Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit!