Modellprojekt: Integrationskurse im virtuellen Klassenraum
Buxtehude, November 2016 - Vor dem Hintergrund der verstärkten Zuwanderung nach Deutschland ist der Bedarf an Integrationskursen momentan enorm. Um möglichst vielen Menschen eine schnelle Teilnahme anbieten zu können, führt das Institut für Berufliche Bildung (IBB) diese Kurse nun als Modellprojekt auch im virtuellen Klassenraum durch – der Unterricht findet dabei live über das Internet statt. Das bewährte Kursformat des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wird damit in Deutschland erstmalig als sogenannter Online-Integrationskurs angeboten und ergänzt so die bisherigen ortsgebundenen Angebote.
"Die Kursdurchführung im virtuellen Klassenraum hat den Vorteil, dass Teilnehmer aus ganz Deutschland in einem Kurs gemeinsam unterrichtet werden können", erklärt Dr. Silke Hoklas, die das Projekt beim IBB verantwortet. Dadurch würden deutlich häufigere Kursstarts möglich, da man nicht mehr auf eine bestimmte Mindestteilnehmerzahl vor Ort angewiesen sei. Zum anderen ließen sich einheitlichere Lerngruppen aus Teilnehmern mit ähnlichen Deutschkenntnissen bilden, was ein nachweislich effektiveres Lernen ermögliche. "Außerdem können die Lehrkräfte im virtuellen Klassenraum ebenfalls ortsunabhängig eingesetzt werden, sodass Interessenten und Dozenten optimal zueinanderfinden. Vor dem Hintergrund des großen Bedarfs an qualifiziertem Fachpersonal ist das natürlich ein weiterer Vorteil", so Hoklas.
So wie die neuen Online-Integrationskurse führt das IBB bereits seit vielen Jahren fast alle seine Bildungsangebote im virtuellen Klassenraum durch. Die Teilnahme ist an bundesweit mehr als 120 Standorten des Instituts möglich. Die Teilnehmer loggen sich von dort aus über das Internet in den Live-Unterricht ein und folgen ihm auf dem Bildschirm und über Kopfhörer. Per Mikrofon sprechen sie mit dem Dozenten und den anderen Teilnehmern. In der Bildschirmmitte können digitale Lehrwerke, Präsentationen, Dokumente und Arbeitsergebnisse geteilt und gemeinsam bearbeitet werden. Neben dem virtuellen Unterricht bietet das IBB einige Kurse auch in Präsenz an, also mit einer festen Lerngruppe am Standort. Bei den Integrationskursen werden an einigen Standorten beide Varianten zur Auswahl stehen.
"Für das IBB ist die Durchführung der Integrationskurse mit besonderem Aufwand verbunden", erläutert Dr. Silke Hoklas. Die individuelle Beratung, Einstufung und Kurszuweisung der Teilnehmer sei grundsätzlich schon relativ zeit- und kostenintensiv, außerdem sorgten viele Vorgaben und Richtlinien für einen erhöhten Verwaltungsbedarf. Der Unterricht in virtuellen Klassenräumen steigere jedoch den Aufwand noch zusätzlich. "Hierbei sind einzelne Teilnehmer oder Kleingruppen oft auf viele Standorte verteilt. Bei dieser speziellen überregionalen Organisationsform kann die Ausgabenerstattung der Kostenträger unsere Aufwendungen in der Regel nicht decken. Aber wir möchten bei dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe natürlich gerne unser Möglichstes tun, um bei der schnellen Integration neuer Mitbürger zu helfen", so Hoklas.
Die Kursinhalte und Unterrichtsabläufe im Online-Integrationskurs unterscheiden sich nicht von denen in realen Klassenräumen. Im ersten Teil, dem Sprachkurs, lernen die Teilnehmer praxisbezogenes Deutsch, das ihnen zum Beispiel bei Behördengängen, bei Alltagsgesprächen oder im Beruf hilft. Der zweite Teil, der Orientierungskurs, beschäftigt sich mit der Geschichte, der Rechtsordnung und den Werten in Deutschland. Alle Lehrkräfte der IBB-Integrationskurse sind vom BAMF zugelassen und erfüllen dessen hohe Anforderungen.
Der Integrationskurs führt nach etwa einem halben Jahr zum abschließenden Sprachtest und zur Prüfung "Leben in Deutschland". Bei erfolgreichem Bestehen erhalten die Teilnehmer das offizielle "Zertifikat Integrationskurs" des BAMF.
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