eLearning kann Gender-Stereotype aufbrechen
Krems, März 2008 - (von Bettina Deininger) eLearning relativiert die Stereotype in der geschlechtsspezifischen Kommunikationsforschung. Trotz der höheren Technikaffinität von Männern, so belegen Studien, erleben Frauen eLearning unter bestimmten Voraussetzungen positiver. Mag. Dr. Sabine Zauchner, Leiterin des Fachbereichs Forschung am Departement für Interaktive Medien und Bildungstechnologien an der Donau-Universität Krems, ist Mitherausgeberin des neuen Sammelbandes "Gender in E-Learning and Educational Games".
Frauen nehmen mit mehr Motivation an eLearning-Kursen teil, nutzen Online-Tutorials effizienter und schneiden in eLearning-Kursen besser ab. In dieser Verkürzung scheinen die wenigen Studien, die über Geschlechtsunterschiede im eLearning aus Europa und den USA verfügbar sind, einen durchweg positiven Ausblick auf die Zukunft weiblichen Lernens am Computer zu geben.
Doch leitet man von den Forschungsergebnissen zur Nutzung des Internets Aussagen über einen geschlechtsspezifischen Umgang mit eLearning ab, ist derzeit immer noch von einer männlichen Dominanz zu sprechen. Diese Resultate sollten aber nicht zu einer weiteren Festschreibung von Stereotypen führen, sondern darauf verweisen, "dass in diesen Unterschieden eine Vielfalt wertvoller Informationen liegen, die im Rahmen einer geschlechtersensiblen Didaktik sinnvollerweise zu berücksichtigen sind," folgert Dr. Sabine Zauchner.
Die Aussagen der Studien sind vor allem immer im Zusammenhang mit der Lernsituation der Befragten zu sehen. Vorteile des eLearnings wie flexibles Lerntempo, Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Weiterbildung, Verminderung von Reise- und Aufenthaltskosten gelten für beide Geschlechter gleichermaßen. Manche Studien stellen bei Frauen eine höhere Motivation und mehr Freude beim Lernen fest, vor allem aber dass sie mehr als Männer die Flexibiltät des Lernens schätzen. Insofern kann man daraus schließen, dass Frauen eLearning teilweise positiver erleben.
Da Frauen soziale Lernsituationen, d.h. in der Gruppe, bevorzugen, gehen einige Forscher davon aus, dass Barrieren für Frauen im eLearning abgebaut werden können, wenn in das didaktische Design mehr kollaborative und kommunikative Elemente sowie mehr face-to-face-Phasen eingebaut werden. Dies gilt aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Denn wenn Frauen neben ihren Verpflichtungen in Beruf und Familie an eLearning-Kursen als "dritter Schicht" teilnehmen, bevorzugen sie Lerndesigns, bei denen sie alleine lernen können.
Während sich männlich-dominanter Kommunikationsstil in Diskussionsforen nachteilig auf Frauen auswirken soll, ist dies nicht der Fall beim eLearning. Sowohl aus der Häufigkeit wie der Qualität der Beiträge lässt sich schließen, "dass weibliche Kommunikationsstile online sogar besser unterstützt werden können und dass Frauen online-Kommunikation positiver erleben als Männer", berichtet Dr. Zauchner. Auch hierbei nehmen die Rahmenbedingungen der Kommunikation starken Einfluss: Moderation und Tutoring, selbst ohne gender-sensiblen Hintergrund, steigern die Beteiligung von Frauen an der Online-Kommunikation.
Frauen nutzen Online-Tutorials offensichtlich stärker als Männer. Eine häufige Teilnahme von Frauen lässt sich deutlicher mit guten Prüfungsergebnissen in Beziehung setzen als bei Männern. Der Lernerfolg bei Männern wiederum hängt weniger von der Teilnahme am Tutorial ab. Sie sind erfolgreicher, wenn sie den direkten Kontakt zu den Studienkollegen suchen.
Studien berichten, dass Frauen in eLearning-Kursen, wie auch in face-to-face-Situationen, besser abschneiden. Dies mag an der höheren Motivation der Frauen liegen oder dass Frauen mehr Zeit fürs Lernen investieren. Dagegen spielen sehr gute Leistungen im eLearning für das Selbstbewusstsein in die eigenen Leistungen bei Männern eine größere Rolle.
Aus diesen Anhaltspunkten ergibt sich, dass bei der Planung und Konzeption eines eLearning-Angebots das Augenmerk vor allem auf der Zielgruppe liegen sollte. Um Frauen zur stärkeren Hinwendung zu eLearning zu ermuntern, scheint es sinnvoll zu sein, sie nicht nur als Nutzerinnen, sondern als Gestalterinnen von Software-Entwicklungen anzusprechen. Dieser Ansatz von Cecile Crutzen ist für Dr. Zauchner deshalb interessant, da "Web 2.0-Anwendungen auf den ersten Blick in diesem Kontext hohes Potential haben".
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