Richtlinien zur Social Media-Nutzung in Unternehmen
München, Januar 2010 - Angesichts der rasant steigenden Bedeutung von Social Media wie Weblogs, Social Networks und Twitter stellt sich Unternehmen mehr denn je die Frage: Wie können wir die vielfältigen Potenziale des Web 2.0 für das Unternehmen nutzbar machen und die Social Media-Nutzung intern regeln. IDC hat die Entwicklungen skizziert und Richtlinien zum Umgang mit Social Media aufgeschlüsselt.
Speziell die Nutzung von Social Networks bereitet vielen Unternehmen Sorgen. Das Web 2.0 stellt Unternehmenskommunikations- und Marketingverantwortliche vor immense Herausforderungen. Die zentrale Problematik: Sowohl die Konsumenten als auch Mitarbeiter sprechen bei der Meinungsbildung über Unternehmen, Marken und Produkte via Social Media immer mehr ein Wörtchen mit. Social Networks, Twitter und Verbraucherforen rufen jeden förmlich dazu auf. Ganz zu schweigen davon, dass für jeden, der im Job nach Höherem strebt, eine Mitgliedschaft in Business-Networks a la Facebook, Xing & Co. inzwischen fast als Pflicht gilt.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Social Media wird für Unternehmen daher immer mehr zu einem Muss. In diesem Kontext braucht es eine Strategie, die den Gefahren, die mit Social Media einhergehen, Rechnung trägt, soziale Medien in den Kommunikationsmix intergriert und klare Nutzungsregeln vorgibt.
Privates und Berufliches verschmelzen
Social Media gewinnt für Unternehmen immer größere Bedeutung. IDC zufolge werde das von Firmen auch immer häufiger erkannt. Denn durch das Social Web eröffnen sich für Presse-, Kommunikations- und Marketingverantwortliche sowie Berater neue Kommunikationskanäle. Entsprechend seien es gerade diese Arbeitnehmer, die im Namen ihres Unternehmens beispielsweise Corporate Twitter-Accounts nutzten. Unterstützt werde die Interaktion mit den Kunden durch eine vom Unternehmen festgelegte Kommunikationsstrategie.
In aller Regel ist das Management auch mit der Art und Weise, wie die Mitarbeiter Social Web-Tools für geschäftliche Belange nutzen, IDC zufolge einverstanden. Ganz anders, wenn es um die private Nutzung von Social Networks, Web- und Mikroblogs geht. Hier sind die meisten Unternehmen sehr beunruhigt. Und das aus gutem Grund, wie eine IDC-Umfrage aus den USA belegt. Danach wird das Private und Geschäftliche auf Social Media-Seiten häufig nicht getrennt wird. So gaben auf LinkedIn fast 90 Prozent der Nutzer an, dass sie in einer Session Privates und Berufliches vermischen. Bei Twitter und Facebook sind gut 60 Prozent, die hier nicht trennen.
Social Media-Nutzung hebelt klassisches Kontrollbedürfnis aus
Verbinden sich Geschäftskollegen und Kunden in sozialen Netzwerken, entstehen intensivere Beziehungen, was IDC zufolge durchaus ein entscheidendes Kriterium für erfolgreiche Geschäftsabschlüsse sein könne. Viele Unternehmen sind sich dessen wohl bewusst. Deshalb wird die Social Media-Nutzung auch zumeist nicht unterbunden. Vielmehr suchen sie nach Wegen, wie sich die Interessen des Unternehmens und die der Mitarbeiter in Einklang bringen lassen.
Die Sorge, dass die Nutzung von sozialen Medien zu Problemen führen könnte, ist jedoch groß, vor allem in der Unternehmensführung sowie den Personal- und Rechtsabteilungen. Laut IDC stelle Social Media daher eine echte Herausforderung für das klassische Geschäftsmodell von Hierarchie und Kontrolle dar, zumal die Social Media-Initiative oftmals am Arbeitsplatz, also von unten her, entstehe. Und Mitarbeiter, die bereits seit Jahren bloggen und in Social Networks Inhalte einstellen, sind von plötzlichen Verboten nicht wirklich begeistert. "Dennoch beweist eine Mini-Umfrage auf Linkedin, dass nicht alle Mitarbeiter grundsätzlich gegen Richtlinien sind. Viele von ihnen sehen hier sogar eine gewisse Notwendigkeit", so IDC.
Reglementierung erfordert Augenmaß
Die Social Media-Nutzung ist für Unternehmen ein Balanceakt: Zum einen steht das Social Web für Freiheit, Individualität und unzensierte Kommunikation. Zum anderen gilt es, Rechtsprobleme zu vermeiden, einer Schädigung des Unternehmens und der Marke vorzubeugen und zugleich die Potenziale, die mit Social Media einhergehen auszuschöpfen. Vor diesem Hintergrund rät IDC von strikten Regeln ab. "Die Social Media-Bewegung vermittelt schließlich das Gefühl eigenständig zu sein, eine Stimme zu haben und Gedanken online veröffentlichen zu können."
Regeln könnten daher leicht nach hinten losgehen. Anders bei Richtlinien: Sie zeigten Grenzen auf und bieten IDC zufolge einen Zugewinn an Flexibilität. Um solche aber kämen Unternehmen nicht herum. "Hat ein Unternehmen keine verbindlichen Richtlinien etabliert, gibt es auch keinen einheitlichen und fairen Weg, mögliche Probleme auszuräumen. Nicht zuletzt sorgen also Social Media-Richtlinien für das ausgewogene Interesse zwischen Unternehmen und Mitarbeiter", so die Experten in ihrem Bericht.
In einem Überblick hat IDC zehn Richtlinien beschrieben, die für die Social Media-Nutzung gelten sollten:
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- Konzentrieren Sie sich auf Ihre wichtigen Unternehmensaufgaben - Für die meisten Arbeitnehmer gehört die Beteiligung in sozialen Netzwerken nicht zu den primären Aufgabenstellungen. Diese Betätigung erfordert Zeit und Energie für den Aufbau von Vertrauen und einer guten Beziehung mit den "Anhängern", besonders in der Anfangszeit. Die dafür erforderliche Zeit sollte von jedem Mitarbeiter und seinem Vorgesetzten in einer vernünftigen Relation stehen.
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