Digitalpakt Schule läuft aus - Anschlussfinanzierung fehlt
Berlin, Mai 2024 - Seit 2019 stellt der Digitalpakt Schule Gelder für die Digitalisierung der Schulen bereit, etwa für die Ausstattung mit WLAN, Tablets oder Computern und für die Netzwerkadministration. Am 16. Mai lief der Digitalpakt aus. Eine Anschlussfinanzierung fehlt – trotz Verankerung im Koalitionsvertrag.
Dazu erklärt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst: "Mit dem Ende April vorgelegten Entwurf des BMBF für einen Digitalpakt 2.0 wurde ein wichtiger Grundstein für eine Fortführung des Digitalpakts gelegt. Trotz Verankerung im Koalitionsvertrag und anderthalbjähriger Vorlaufzeit geht es aber nach wie vor kaum voran. Auch das jetzt vorgelegte Positionspapier der Länder zeigt, dass beide Seiten noch große Schritte aufeinander zugehen müssen, um endlich zu einem Kompromiss zu gelangen. Eine zeitgemäße Bildung darf nicht dem anhaltenden Gerangel um Budget und Kompetenzen zwischen Bund und Ländern zum Opfer fallen. Mit dem Ausbleiben einer rechtzeitigen Anschlussfinanzierung und einer gemeinsamen Lösung verpasst Deutschland die Chance, die Schulen digital auf die Höhe der Zeit zu bringen. Damit setzen die Beteiligten die Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystems aufs Spiel.
Durch die fehlende Anschlussfinanzierung werden Schulen und Kommunen beim Betrieb und der Verwaltung bestehender digitaler Infrastruktur allein gelassen. Ihnen fehlen Planungssicherheit und Perspektive, wie digitales Lernen und Lehren langfristig ermöglicht und weiterentwickelt werden soll. Einmaliges Geld zur Anschaffung von Technik reicht nicht aus. Defekte Geräte müssen ersetzt, Software muss aktuell gehalten und Sicherheitslücken müssen geschlossen werden. Gleichzeitig braucht es Qualifizierungsangebote für Lehrkräfte und Mittel für den IT-Support an Schulen.
Dabei bieten digitale Technologien nicht nur großes Potenzial, die ohnehin überlasteten Lehrkräfte zu unterstützen. Schülerinnen und Schüler jeden Alters kommen täglich mit digitalen Geräten und Medien in Kontakt. Ein zeitgemäßes Schulsystem sollte sie dabei begleiten und anleiten, wie man sich Technologien zunutze macht, sich selbstbewusst und sicher in der digitalen Welt bewegt. Diesem Anspruch wird das System derzeit nicht gerecht, und wird es ohne Digitalpakt 2.0 auch langfristig nicht werden.
Schülerinnen, Schüler und Eltern erwarten gleichermaßen, dass Kompetenzstreitereien endlich beiseitegelegt und die Modernisierung des deutschen Bildungssystems zur Priorität gemacht wird. Das geht nur, wenn Bund und Länder konstruktiv und entschlossen zusammenarbeiten und einen Digitalpakt 2.0 schnellstmöglich beschließen. Ohne Plan und ohne Geld in die Zukunft der Bildung zu steuern, können wir uns weder als Wirtschaft noch als Gesellschaft leisten."
Dabei geht es schon jetzt es an einem Großteil der deutschen Schulen bei der Digitalisierung aus elterlicher Perspektive nicht voran: Nur 8 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder sagen, der Einsatz digitaler Technologien und Anwendungen werde an der Schule stark ausgebaut, 19 Prozent eher ausgebaut. Die meisten (51 Prozent) sagen hingegen, der Einsatz verändere sich nicht. 19 Prozent sagen, digitale Technologien und Anwendungen an der Schule ihrer Kinder bzw. ihres Kindes würden sogar eher abgebaut, 1 Prozent beobachten sogar einen starken Abbau. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 1.005 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, darunter 273 Eltern mit schulpflichtigen Kindern.
"Während Corona gab es an vielen Schulen einen Digitalisierungsschub. Statt der anfangs notdürftig geschaffenen Übergangslösungen braucht es nun aber dauerhaft tragfähige Konzepte. Wie das ohne das nötige Budget und entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte verwirklicht werden soll, ist schleierhaft. Eine flächendeckend gute digitale Bildung ist auch eine Frage der Chancengerechtigkeit", so Wintergerst.
Fast alle Eltern (96 Prozent) halten es für sehr wichtig oder eher wichtig, die technische Ausstattung an Schulen zu verbessern. 89 Prozent finden regelmäßige Lehrerfortbildungen zu digitalen Themen und Kompetenzen wichtig. 84 Prozent sagen dies über den Einsatz digitaler Lerninhalte wie Lern-Apps oder interaktiver Arbeitsmaterialien an Schulen. Im Übrigen haben auch die Eltern genug vom Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern: 81 Prozent der Eltern finden es wichtig, die Zuständigkeit für Schulen an den Bund zu übertragen.
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