Den Arbeitsschutz attraktiv machen!
Frankfurt a.M., Dezember 2016 - Im Mittelpunkt des HIS-HE-Forums Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am 5. und 6. Dezember 2016 an der Goethe-Universität Frankfurt/M. stand die Frage, was Sicherheitsfachkräfte tun können, damit Arbeitsschutz in Hochschulen erfolgreich gestaltet werden kann. Verschiedene Methoden und Ansätze, u. a. aus dem Bereich der Verhaltenswissenschaften, Kommunikation sowie einer gesunden Unternehmensführung wurden dabei vorgestellt.
Den thematischen Einstieg in die Veranstaltung gestaltete Werner Hamacher, Geschäftsführer der Gesellschaft für Systemforschung und Konzeptentwicklung mbH, der im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ein Gutachten zu den Einflussgrößen der Fachkräfte für Arbeitssicherheit erstellt hat. Die zentralen Ergebnisse zu den Erfolgsfaktoren für die Tätigkeit und Wirkung der Fachkräfte wurden in seinem Beitrag vorgestellt. Wichtige Erkenntnisse dabei sind: nicht die formal richtige Berechnung und Vorhaltung der Ressourcen garantieren eine erfolgreiche Sicherheitsarbeit, sondern die durch die Tätigkeiten erzielten Wirkungen. Als zentrale Erfolgsfaktoren wurden benannt:
- Umfassendes und präventives Tätigwerden
- Menschengerechte Arbeitsgestaltung
- Kompetenz
- Kooperative Arbeitsweise
- Direkter Zugang zur Unternehmensleitung
- Aufbau und Nutzung eines Arbeitsschutzmanagements
- Etablierung einer Präventionskultur als Teil der Unternehmenskultur
Kritisch hinterfragt wurde, ob die Fachkräfte für Arbeitssicherheit im Arbeitsalltag die "richtigen" Dinge tun. Hintergrund ist, dass die Studienergebnisse zeigen, dass die Fachkräfte weniger als 20 Prozent ihrer Arbeitszeit einer vorausschauenden Gefährdungsermittlung sowie einer vorausschauenden Arbeitssystemgestaltung widmen; d. h. der größte Anteil eher reaktive als präventive Tätigkeiten sind. Fachkräfte für Arbeitssicherheit sollen zukünftig eher die Rolle eines Changemanagers, Prozessorganisators und -begleiters sein.
Die Möglichkeiten einer erfolgreichen Kommunikation im Arbeitsschutz standen im Mittelpunkt eines weiteren Inputs. Die Kommunikationsexpertin Maja Gültekin, Geschäftsführerin der tuma Seminare Köln GmbH, zeigte anschaulich auf, welche Kommunikationsstrategien erfolgreich bei Führungskräften eingesetzt werden können. Eine wirkungsvolle Kommunikation hat viele Facetten. Dazu gehören Sprache, Stimme und Körper, Sympathie und Aufmerksamkeit sowie die Ziel- und Bedürfnisorientierung und die Wertschätzung für mein Gegenüber.
Der Besonderheiten in den Beziehungen und Wahrnehmungen zwischen Einrichtungen einer Expertenorganisation wie Forschung und Lehre und einer eher bürokratisch orientierten Organisationseinheit Arbeitsschutz in der Universitätsverwaltung wurden von Herrn Dr. Hiltscher, Fakultätsreferent an der Universität Göttingen, herausgestellt. Er zeigte in seinem Beitrag Wege auf, mehr Akzeptanz zwischen diesen beiden Polen innerhalb der Universität zu schaffen. Grundsätzlich sollte versucht werden, das Verständnis für die Positionen und Zwänge der jeweiligen Parteien zu fördern. Konkrete Konfliktfälle müssen im Einzelfall betrachtet werden, u. a. mithilfe von Formaten der alternativen Streitbeilegung (z. B. Mediation).
In einem weiteren Vortrag ging es um die Thematik, welche Auswirkungen der Wandel der Arbeit auf die Akzeptanz des Arbeitsschutzes zukünftig hat. Die Referentin Frau Dr. Hiltraut Paridon vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zeigte versiert auf, welche Rahmenbedingungen z. B. bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit neu hinter- und erfragt werden müssen. In der Diskussion wurde deutlich, dass sich dieser Prozess des Wandels und die Auseinandersetzung mit der Frage, wie die (flexiblen, eigenverantwortlichen) Arbeitnehmer zukünftig zum Thema Arbeitsschutz erreicht werden, sich erst am Anfang befindet. Die Überzeugungsarbeit für Arbeitsschutz wird damit eine immer wichtigere Bedeutung einnehmen. Die Fachkraft für Arbeitssicherheit ist gefordert, in der Weiterentwicklung von Arbeitsschutzstrategien initiativ zu wirken.
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