Erste Digitalkonferenz des Landes Niedersachsen
Hannover, Oktober 2019 - Wirtschaftsministerium Niedersachsen lädt am 3. und 4. Dezember zur ersten Digitalkonferenz des Landes nach Hannover ein. Die TECHTIDE ist eine "24 Stunden Denkfabrik". Auf zwei Bühnen diskutieren Experten über die Chancen und Risiken des digitalen Wandels. Insgesamt stehen zwölf Sessions auf dem Programm, unter anderem zu Automatisierung und Industrie, Zukunft der Arbeit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Cybersicherheit und Datenschutz sowie Künstliche Intelligenz.
Die TECHTIDE soll die Leitveranstaltung für den digitalen Wandel in Niedersachsen werden. Initiator der einmal jährlich stattfindenden Konferenz ist Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann: "Um den digitalen Wandel unserer Lebens- und Arbeitswelt mitgestalten zu können, müssen wir uns auch mit scheinbar utopischen Visionen befassen. Die Wirklichkeit wird unsere Erwartungen ganz sicher übertreffen."
Bekommen auch wir ein Social-Credit-System wie in China?
In einer der ersten Sessions der TECHTIDE spricht Peter Leppelt gemeinsam mit Jörg Heidrich vom heise-Verlag und weiteren Gästen über die provokante These "Auch der Westen wird nicht an einem Social-Credit-System wie in China vorbeikommen". Leppelt ist Geschäftsführer von Praemandatum, ein technischer Dienstleister für Datensicherheit und Datenschutz und Mitglied im Digitalbeirat des Wirtschaftsministeriums.
In dem Panel geht es um Systeme, die permanent unser Verhalten überwachen und bewerten. In China wird beispielsweise das Verhalten im öffentlichen Raum oder das Konsumverhalten im Internet erfasst. Ein System also, das angepasstes Verhalten belohnt und unangepasstes bestraft. Der Westen ist aktuell dabei, quasi versehentlich ein ganz ähnliches System einzuführen - in Gestalt von verhaltensbasierten Versicherungspolicen.
Schluss mit der Chemiekeule bei der Unkrautbekämpfung
In der Session "Nichts wird so schnell so smart wie die Landwirtschaft" stellt Dr. Merve Wollweber vom Laser Zentrum Hannover eine umweltschonende Lösung zur Unkrautbekämpfung in der Landwirtschaft der Zukunft vor. Eine vollautomatische, digital gesteuerte Anlage fährt über ein Feld, eine Kamera erkennt aufsprießendes Unkraut und ein Laserstrahl verödet die Unkräuter. "Wir zielen auf das Wachstumszentrum der Pflanze, dadurch erfährt sie einen deutlichen Wachstumsnachteil gegenüber der Nutzpflanze. Möhre, Zuckerrübe und Co. wachsen dann ungestört weiter", erklärt Wollweber. Erstes Anwendungsgebiet ist der ökologische Landbau in Reihenkultur.
Können Maschinen moralisch sein?
Die Göttinger Professorin Catrin Misselhorn ist Vorreiterin auf dem Gebiet der Maschinenethik – einem neuen Forschungsfeld an der Schnittstelle von Informatik, Philosophie und Robotik. In der Session "Digital ist sozial" spricht sie über den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. Dabei stellt sie die Frage, ob Maschinen moralisch handeln können und sollten.
Durch die Fortschritte der KI und Robotik werden Maschinen in Zukunft mehr und mehr moralische Entscheidungen fällen, die unser Leben betreffen. Aus Sicht der Ethik-Professorin gibt es trotz aller Bedenken auch viele Argumente für den Einsatz von KI in bestimmten Anwendungsbereichen.
Kein digital ohne analog
Wie können Führungskräfte die Digitalisierung weiter vorantreiben und verantwortungsvoll mit den daraus resultierenden Effekten umgehen? Michael Gensicke, technischer Leiter und Geschäftsführer von Robert Bosch Elektronik GmbH, weiß Antworten darauf. Im Themenslot "Neues Arbeiten heute, Neues Arbeiten morgen, überhaupt noch Arbeiten?" spricht Gensicke darüber, wie der Einsatz digitaler Technologien gefördert werden kann und warum der Erfolg in der Arbeit mit Menschen auch in dieser digitalisierten Welt im Analogen liegt.