OECD-Studie mit positiven Ergebnissen für Deutschland
Berlin, September 2016 - Hohe Beschäftigungsquoten und eine starke Ausrichtung auf die Bedarfe der Digitalisierung stärken den Innovationsstandort Deutschland. Der diesjährige OECD-Bericht "Bildung auf einen Blick 2016", der von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit der OECD in Berlin vorgestellt wurde, bescheinigt Deutschland ein zukunftsweisendes Bildungssystem.
"Der Übergang von Bildung in das Berufsleben funktioniert in Deutschland so gut wie in fast keinem anderen Land", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka bei der Präsentation der Ergebnisse. Die Erwerbslosenquote in Deutschland liegt in allen Bildungsbereichen unter dem OECD-Durchschnitt. Im Tertiärbereich beträgt die Quote der Erwerbslosen nur 2,3% (OECD-Durchschnitt: 4,9%.) Auffallend niedrig ist die Erwerbslosenquote mit 4,3% insbesondere auch für Personen mit mittleren Qualifikationen, also einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. im postsekundaren, nicht-tertiären Bereich (OECD-Durchschnitt: 7,3%). Diese Quote hat sich in den letzten 10 Jahren in Deutschland mehr als halbiert (Rückgang von 11,0% in 2005 auf 4,3% in 2015) während sie im OECD-Durchschnitt gestiegen ist (von 6,3% in 2005 auf 7,3% in 2015).
Die positiven Beschäftigungsergebnisse sind eng mit den Stärken des beruflichen Bildungssystems in Deutschland verknüpft. Mehr als die Hälfte der 25- bis 34-Jährigen (51%) wählt diesen Weg als Einstieg in eine qualifizierte Berufs- bzw. Erwerbstätigkeit. Dies ist der zweithöchste Wert im OECD-Vergleich (OECD-Durchschnitt: 26%). Um das duale System in Deutschland auch zukünftig so erfolgreich zu gestalten, wird es, auch im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung, verstärkt darum gehen, die berufliche Bildung auf neue Anforderungen des Arbeitsmarktes auszurichten und Qualifizierungsmöglichkeiten noch stärker in den Blickpunkt zu rücken.
"Ich habe daher in der letzten Woche die Initiative Berufsausbildung 4.0 gestartet, mit der wir als BMBF die Digitalisierung in der Ausbildung schneller voranbringen wollen", so Wanka weiter. Das bedeute konkret, dass beispielsweise ein Industrieroboter oder 3D-Drucker schon in der Ausbildung verfügbar sein müssten. Das bedeute aber auch, dass Ausbilder und Betriebe wissen müssten, wie sie digitale Medien in der Berufsbildung einsetzen könnten. "Es geht also um Kompetenzvermittlung und frühzeitige Qualifikation", betonte die Ministerin.
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, Mitglied der Kultusministerkonferenz: "Leseverständnis, Alltagsmathematik und grundlegende IT-Kenntnisse stellen heute unverzichtbare Basiskompetenzen für eine umfassende gesellschaftliche Teilhabe dar. Neben der Förderung der Lese- und mathematischen Kompetenzen in der Schule wollen wir deshalb deutlich mehr Anstrengungen unternehmen, um die digitale Bildung zu verbessern. Zahlreiche Unterrichtsfächer bieten dafür Anknüpfungspunkte. Mit digitalen Medien im Unterricht können wir einerseits die Schülerinnnen und Schüler besser auf die Anforderungen im Studium und Beruf vorbereiten, andererseits bieten digitale Medien auch viele pädagogische Verbesserungen für guten Unterricht und gelungenes Lernen."
Ein weiteres wichtiges Thema betrifft den Bereich Bildung und Integration in der Zuwanderungsgesellschaft. Deshalb hat sich die Kultusministerkonferenz dies zum Schwerpunktthema 2016 gesetzt. Flüchtlinge sollen zeitnah in die Lage versetzt werden, die deutsche Sprache zu lernen, um eine Berufsausbildung oder auch ein Studium aufzunehmen und mit Erfolg abzuschließen. Dafür ist die schnelle Bewertung der mitgebrachten ausländischen Qualifikationen von besonderer Bedeutung. "Deshalb freue ich mich besonders, dass die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) mit ihren bewährten Anerkennungsstrukturen weiter ausgebaut wurde", unterstrich Rabe. "Dadurch ist es jetzt leichter, die Qualifikationen von Zuwanderern schneller anzuerkennen und ihnen so den Einstieg in den Beruf zu erleichtern".
Eine Schlüsselrolle spielen in allen Bereichen die Lehrerinnen und Lehrer. Die Altersstruktur hat sich insgesamt verjüngt. So ist im Sekundarbereich der Anteil der unter 40-jährigen Lehrkräfte von 21% (2005) auf 27% (2014) gestiegen. Die in den Ländern nicht zuletzt als Reaktion auf die hohe Zuwanderung stärkere Neueinstellung von Lehrkräften wird auch zu einer weiteren Verjüngung des Lehrpersonals beitragen. Rabe: "Die Länder haben in den vergangenen Monaten ihre Anstrengungen zur Deckung des Lehrkräftebedarfs erheblich gesteigert und bereits viele neue Lehrkräfte eingestellt. Um möglichst schnell die Lücken zu füllen, wurden außerdem die Möglichkeiten für den Seiteneinstieg ins Lehramt erweitert."
Der OECD-Bericht zeigt außerdem, dass die Natur- und Ingenieurwissenschaften in Deutschland überdurchschnittlich beliebt sind. Der Anteil der Absolvierenden der Naturwissenschaften lag im Jahr 2014 für alle drei Bildungsabschlüsse im Tertiärbereich (Bachelor bzw. gleichwertige berufliche Programme, Master, Promotion) mit jeweils 12%, 16% und 32% über den OECD-Durchschnittswerten (9%, 8%, 27%). Auch bei den Ingenieurwissenschaften sind die deutschen Absolvierenden überdurchschnittlich stark vertreten mit 24%, 16% und 11% (OECD-Durchschnitte: 13%, 13%, 17%).
"Diese Zahlen zeigen, dass die Potenziale der Digitalisierung und Automatisierung mit diesen Qualifikationen gut genutzt werden können. Die vielen hochqualifizierten jungen Menschen sind unverzichtbar für den Forschungs- und Innovationsstandort Deutschland. Zu diesen Hochqualifizierten zählen wir selbstverständlich auch die Meister und Techniker, die in der internationalen Klassifizierung im Tertiärbereich verankert sind", sagte Wanka abschließend.
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