Ganzheitliche Webkommunikation

Do’s und Don’ts im XR-Learning

Jennifer FritzSaarbrücken, Mai 2019 - Die Lust, Neues dazuzulernen begleitet uns ein Leben lang. Wenn es dann noch spielerisch leicht von der Hand geht, wird es umso einfacher zu lernen. Beim Lernen in der erweiterten oder virtuellen Realität trifft beides aufeinander. Jennifer Fritz ist bei IMC als Konzepterin, Storytellerin und Instructional Designer tätig. Sie glaubt an eine ganzheitliche Webkommunikation von der Strategie bis zum Inhalt und ist davon überzeugt, dass Virtual Reality das Geschichtenerzählen in der digitalen Weiterbildung auf ein neues Level heben wird. Für VR-Fans und alle, die es werden könnten, hat die Expertin die Do’s und Don’ts der Gestaltung immersiver Lernformate zusammengefasst.

Do’s:

Emotionen ansprechen

Der Konzepter eines VR-Trainings hat ähnliche Möglichkeiten wie der Regisseur eines Blockbusters, wenn es darum geht, Emotionen gezielt einzusetzen. Gut dosiert sorgen diese in Trainings dafür, den Lerner für die Handlung und damit für den Trainingsinhalt zu begeistern. Das wirkt sich nicht zuletzt positiv auf das Erinnern der gelernten Inhalte aus, denn alles was "emotional markiert" ist bleibt länger im Gedächtnis haften als rein sachliche und neutrale Inhalte. Zu Beginn des Konzepts sollte also eine Emotion gewählt werden, die durch den Lerninhalt ausgelöst werden soll.

Den richtigen Soundtrack wählen

Musik und Geräusche spielen eine große Rolle dabei, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen: Sie sind in der Lage, Stress, Ruhe oder eine feierliche Stimmung zu erzeugen. In VR-Trainings sind sie wichtig, wenn es darum geht, den Lerner in seinem Handeln anzuleiten oder eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. Hier kann viel aus dem Videospiel-Bereich gelernt werden. Ein Soundtrack und Orientierungsgeräusche werden bei neuen Trainings an Bedeutung gewinnen.

Interaktivität fördern

VR- und AR-Lernwelten sollten dem Lerner regelmäßig Anlässe bieten, mit seinem Lernumfeld zu interagieren. Diese Lernformate erinnern einfach zu stark an Computerspiele, als das Lerner Lust hätten, die Lernwelten passiv zu erkunden. Wird der Gamer selbst zum Gestalter seiner Lernumgebung, so ist der positive Effekt auf die Motivation vorprogrammiert.

Bewegungsfreiheit schaffen

In AR- und VR-Lernformaten werden Lerner regelmäßig aufgefordert, an einer kauputten Maschine Hand anzulegen und – teils unter vollem Körpereinsatz – andere komplexe Aufgaben zu lösen. Dazu braucht es vor allem Platz, der bereits bei der Konzeption der Trainings eingeplant sein will. Dazu gehört auch ein desiginierter Raum für die Trainings, der von jeglicher Stolper- und Verletzungsgefahr befreit werden sollte.

Testen, testen, testen

Frühes und regelmäßiges Testen ist besonders bei VR-Formaten wichtig (da hier die meisten Fallstricke lauern), spielt aber grundsätzlich bei allen immersiven Lernformaten eine wichtige Rolle. Es ist entscheidend, damit die Lernumgebung vom Lerner richtig verstanden wird und nicht im schlimmsten Fall einige der Dont’s ausgelöst werden. Womit wir auch schon zum nächsten Teil unserer Empfehlungen kommen.

Don‘ts

Schwindel oder Angst beim User hervorrufen

Es ist bekannt, dass bestimmte Abstände und Sichtbereiche in immersiven Trainings als angenehmer empfunden werden als andere. Schlecht umgesetzte XR-Trainings, die dies nicht berücksichtigen, können Schwindel oder Übelkeit hervorrufen. Außerdem sollten gerade unbedarfte User, die noch nie eine VR-Brille aufhatten, vorsichtig an das unbekannte Format herangeführt werden. Grundsätzlich sollte jedem Konzepter bewusst sein, dass einige User beim Trainieren in beengten Räumen oder in großer Höhe Angst entwickeln.

Textverliebtheit

Die Aufmerksamkeitsspanne des durchschnittlichen Lerners nimmt seit Jahren ab. Gerade in XR-Experiences sind (lange) Texte unbeliebter als je zuvor. Oft reißen sie den Lerner aus seiner virtuellen Entdeckungsreise oder überfordern ihn schlichtweg. Inhaltsersteller sollten daher kurze, prägnante Texte in Form von Stichworten oder Handlungsanweisungen wählen und auf längere Fließtexte verzichten.

Endlosmodule

Ein gutes immersives Training dauert in der Regel nicht länger als 15 Minuten. Die Trainings nicht ins Endlose zu ziehen ist allein schon deshalb ratsam, weil viele Head-mounted Devices und Handheld Devices nach wie vor relativ schwer sind. Sie lösen beim Nutzer schnell Ermüdung aus. Außerdem stellt sich durch die hohe Aktivierung der Lerner schneller Müdigkeit ein als bei anderen Formaten.

Technikverliebtheit um jeden Preis

Immersive Lernformate sollten nicht nur deshalb zum Einsatz kommen, weil VR- und AR- Technologien aktuell als besonders hip gelten. Genau wie bei allen anderen Trainingsformaten gilt der Grundsatz: Die Form folgt der Funktion. Sprich: die gewählte Technologie sollte das zu vermittelnde Thema optimal unterstützen.