Was will der eLearner 2006?
Eschborn, Juni 2006 - Studien und Befragungen zum Thema eLearning gibt es viele. Welches Potenzial bietet der Markt? Welche Entwicklungen wird es geben? Welche Methode bringt den größten Nutzen? Bei allen Fragen blieb einer außen vor, einer, den es eigentlich am meisten betrifft: der eLearner selbst. Was erwartet er? Welche Erfahrungen hat er gemacht? Mit welchen Hindernissen kämpft er eigentlich? Eine aktuelle Untersuchung der WEBACAD liefert Einblicke.
Bereits im März 2002 veröffentlichte WEBACAD unter dem Titel "Der E-Learner- das unbekannte Wesen" die Ergebnisse einer Umfrage zu diesem Thema, die die Bedürfnisse des eLearners in den Vordergrund stellte. Für die Studie "E-Learner 2006" wurden Kunden und Interessenten der WEBACAD sowie von Management Circle in einer detaillierten Online-Befragung erneut um ihre Meinung gebeten. Haben sich die Wünsche, Erwartungen und auch die Erfahrungen mit eLearning geändert? Haben die Anbieter auf die Bedürfnisse der Nutzer reagiert?
Teil 1: Einsatz von eLearning in der beruflichen Weiterbildung
Einsatz in den Unternehmen angestiegen
In über zwei Drittel der Unternehmen, 67 Prozent, wird eLearning in der betrieblichen Weiterbildung eingesetzt - im Jahr 2002 waren es 52 Prozent. Dabei werden, im Vergleich zu 2002, immer mehr Web Based Trainings (WBT) als Computer Based Trainings (CBT) eingesetzt, die relativ gleichwertig sowohl über das Internet als auch über das firmeneigene Intranet bereitgestellt werden.
Mehr Akzeptanz durch internes Marketing
Rund zwei Drittel (70%) der Befragten nutzen das eLearning-Angebot in ihren Unternehmen. Hier ist ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zu 2002 zu verzeichnen, wo nur die Hälfte der Befragten die eLearning-Angebote in Anspruch nahmen. Bezeichnend ist, dass immer mehr Unternehmen, 45 Prozent, aktiv interne Werbung für eLearning-Maßnahmen betreiben - im Jahr 2002 waren es lediglich 27 Prozent!
Aber auch das Eigenengagement des eLearners auf der Suche nach einer geeigneten eLearning-Schulung ist ungebrochen: über drei Viertel der Befragten werden hier selbst aktiv. Die Betriebliche Regelung dieser Weiterbildungsmaßnahme hat sich im Vergleich zu 2002 nicht geändert: in 19 Prozent der Unternehmen wird eLearning vom Betriebsrat oder in der Betriebsvereinbarung geregelt.
Auch die Angst vor dem "gläsernen Lerner" ist weitestgehend unbegründet: In 77 Prozent der Fälle erfolgt keine Kontrolle des Lernfortschritts durch den/die Vorgesetzten.
Mobile Learning ist kein Thema
Der eLearner 2006 absolviert durchschnittlich 3,2 Trainings im Jahr. Gelernt wird meist von zu Hause aus (43%) oder am Arbeitsplatz während der Arbeitszeit (34%). Nur vier Prozent sind auch mobile eLearner. So haben sich die Wunschvorstellungen aus dem Jahr 2002, in der über 30 Prozent angaben, dass sie am liebsten unterwegs lernen würden, bislang noch nicht realisiert.
Teil 2: Themen und Bewertung von eLearning-Eigenschaften
eLearning hat an Bedeutung gewonnen
"eLearning ist generell sinnvoll", so lautet, bis auf eine Aussage, das einstimmige Urteil der Befragten. Auch ist die Angst vieler Präsenztrainer, ersetzt zu werden, unbegründet, denn die Mehrheit der Nutzer (90%) betrachtet eLearning als Ergänzung zu klassischen Seminaren, nicht als deren Ersatz. Den ersten Platz auf der Hitliste der Wunschthemen, die via WBT oder CBT vermittelt werden, belegen Fachthemen, gefolgt von EDV-Schulungen und im Mittelfeld Produktschulungen, Softskills und Sprachen.
Modulare Lernhäppchen sind besser verdaulich
Die Untersuchung ergab, dass 61 Prozent der eLearner zwischen 30 bis 45 Minuten am Tag vor dem Bildschirm verbringt. Hier ist keine signifikante Änderung zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2002 festzustellen. Fast die Hälfte der Befragten (49%) sucht sich bei der Bearbeitung eines Trainings gezielt die für ihn interessanten Themen heraus.
Lediglich 34 Prozent arbeiten das Training vom Anfang bis zum Ende durch und der Rest nutzt das Training zum Nachschlagen. Anhand dieser Aussage lässt sich belegen, dass die Konzeption von modular aufgebauten Trainings mit in sich abgeschlossenen Lerneinheiten an Bedeutung gewinnt.
Teil 3: Erwartungen an eLearning aus Sicht der Lernenden
eLearning-Qualität hat sich verbessert
Zwei Drittel (69%) bewerten die Trainings, mit denen sie bisher gearbeitet haben, mit dem Prädikat Gut bis Sehr Gut. Als wesentliche Vorteile wurden genannt: Zeit- und Ortsunabhängigkeit, Interaktivität, Animation, Informationsdichte und Nachhaltigkeit. In der Studie aus dem Jahr 2002 wurde die Qualität eher mittelmäßig bewertet: 38 Prozent fanden sie eher schlecht und nur drei Prozent hatten einen sehr guten Eindruck von den bisher absolvierten Trainings.
Die Begründung dafür war vorwiegend technischer Natur: In vielen Fällen prägte die Präsenz von technischen Problemen (meist firmeninterne Konfigurationsprobleme) bei der Nutzung von eLearning den Gesamteindruck der Qualität der Trainings. Diese Probleme scheinen, zumindest nach Aussage der aktuellen Studie, weitestgehend gelöst: 67 Prozent der Befragten gaben an, dass sie keine technischen Probleme bei der Nutzung von WBTs/CBTs haben.
Moniert wurden aber konzeptionelle Mängel bei der Aufbereitung der Trainings, bzw. des Contents, wie zum Beispiel Textwüsten, schlechte Navigation, fehlender Überblick oder Überfrachtung. Auch scheint es in der Kommunikation noch Verbesserungspotenzial zu geben. Hier fehle es noch oft an fehlenden Ansprechpartnern oder das Feedback sei zu langsam.
Übung macht den eLearner
Nach Aussage der überwiegenden Mehrheit der Befragten (82%) ist das Angebot an Einstufungs-, Zwischen- und Abschlusstest ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Auswahl eines WBTs/CBTs. Hier manifestiert sich das Bedürfnis des eLearners, über eine Leistungskontrolle den genauen Wissensstand zu erfahren und Wissensdefizite gezielt ausgleichen zu können.
Als weitere wichtige Entscheidungsfaktoren wurden genannt Zeit- und Ortsunabhängigkeit (63%), Fallbeispiele (62%), individuelles Lerntempo (62%) und Interaktivität (61%), aber auch der Spaßfaktor mit 49 Prozent und das lokale Abspeichern der Trainingsinhalte (48%) spielen keine unwesentliche Rolle. Audio- und Videosequenzen, Grafiken und Zertifikate scheinen für die Mehrheit der eLearner keine entscheidende Rolle zu spielen.
Interaktivität - Ein Schlüssel für gutes eLearning
61 Prozent der Interviewten gab an, dass Interaktivität wichtig sei. Hier muss unterschieden werden zwischen zwei Interpretationsmöglichkeiten: 1. Interaktion mit dem System und 2. Persönliche Interaktion. In der ersten Kategorie wurden als wichtigste Formen Simulationen, Übungen und Tests genannt, wobei die Befragten auf das unmittelbare, direkte Feedback vom System zur Wissenskontrolle großen Wert legen.
In der Kategorie "Persönliche Interaktion", hier zu anderen Teilnehmern oder einem Tutor, spielt die individuelle Rückmeldung mit Empfehlungen die größte Rolle. Eine kleine Überraschung spiegelt sich im Ergebnis der Kommunikationsmittel wider: Nicht WIKI oder Chat, sondern die traditionelle eMail wird von 83 Prozent der Befragten als bevorzugte Kommunikationsmöglichkeit angegeben.
Die gesamte Studie - mit allen Fragen, Zahlen und Kommentaren - kann bei WEBACAD für 95,- Euro + MwSt. bestellt werden. (Tel. 0 61 96 / 77 999 222, eMail)
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